Seit dem 14. November 2003 gehört die pommersche Hansestadt Gollnow zu den Partnerstädten unserer ehemaligen Kreisstadt Bergen auf Rügen. Nun wird die Stadt an der Ihna bereits 750 Jahre.
Am 1. Juli 1268 wurde Gollnow das Stadtrecht verliehen. Damit übernahm der pommersche Herzog Barnim I. damals auch das Patronat über die Kirche und erkannte das selbst entworfene Siegel der Stadt an; bestätigte und verlieh es. Es entsprach übrigens nicht dem heute verwendeten Wappen (das es erstmals um 1600 gab): Ursprünglich zeigte es jedoch ein Schiff, mit dem Bug und Steuer nach links fahrend, aus dem Mast wuchs ein Nadelbaum und in dessen Krone war ein pommerscher Greif zu sehen, der sich ebenfalls nach links wendete. Es war an der entsprechenden Urkunde der Stadtverleihung angehängt gewesen.
Längst waren zu diesem Zeitpunkt beide Stadtteile, links und rechts des Ihnaflußes, zusammengewachsen, so dass es für Barnim I. die Veranlassung war, die Stadtrechte nach Magdeburger Recht zu vergeben. Dieses erstreckte sich übrigens auch auf die umliegenden Dörfer und Flecken. Und obgleich die deutsche Stadt zunächst Vredenheide genannt wurde, setzte sich am Ende der alte Name Gollinog und damit in Abwandlung dazu Gollnow durch. Die Ihna aber, jener auch als "100-Miunten-Kanal" von Friedrich II., dem "Alten Fritz" bezeichnete Fluß, sollte eine ihrer Lebensadern werden. Von Stargard aus schiffbar, trug sie Prähme und Leichterschiffe bis nach Gollnow. Von hier aus gingen die Güter dann auf den früher legendären "Ihna-Kähnen", die bis zu 1.000 Tonnen Ladegwicht fassen konnten, an der alten Stadtmauer mit seinem Münz- und Pulverturm vorbei bis zur Ihna-Mündung. Dabei waren die Kahnschiffer (im Volksmund "Kahntucker" genannt) auf die Hilfe von Treidlern angewiesen. Letztes Ziel des Transports war aber Stettin oder - wenn "Schmiedeberger Raseneisenerze" geladen waren - auch Torgelow. Doch diese Lebensader ist heute weitestgehend "versandet".
Hier fuhren einst Dampfschiffe - morgens und abends - im Linienverkehr über Stepenitz nach Stettin |
Wer gegenwärtig die Alte Ihnabrücke überschreitet, kann dennoch einen weitestgehend ursprünglichen Anblick erleben: Zum Beispiel, wenn sein Blick entlang des Kanals zur ehemaligen Knaben- und Mädchenschule in den Wällen streift. Auch der alte Speicher ist von der Ihnabrücke (linker Hand) noch gut erhalten geblieben. Direkt gegenüber aber kann man direkt am Ihna-Kanal - immer die Mauer entlang - spazieren und bei dem Münz-(achteckig) und Pulverturm (rund) anschließend durch das "Wassertor" zur Bollwerkstraße gelangen. Sie führt an der St. Katharinenkirche vorbei und endet am "Wolliner Tor". Wer dann das Stadttor durchschritten hat findet sich auf der Stepenitzer Straße wieder. Von ihr zweigen linker Hand die Fürstenflagger Straße (in Richtung Oder) und rechter Hand die Naugarder Straße ab.
Allerdings lohnt es sich in der Altstadt noch etwas der St. Katharinenkirche zuzuwenden. Die dreischiffige Hallenkirche mit ihren wirkungsvollen Kreuz- und Sterngewölben entstammt dem 15. Jahrhundert. Wie alte Überlieferungen berichten wurden sie vom Baurat Büchterkirche zwischen 1865 und 1867 zu einer der schönsten Stadtkirchen der pommerschen Provinz ausgebaut.
Allerdings lohnt es sich in der Altstadt noch etwas der St. Katharinenkirche zuzuwenden. Die dreischiffige Hallenkirche mit ihren wirkungsvollen Kreuz- und Sterngewölben entstammt dem 15. Jahrhundert. Wie alte Überlieferungen berichten wurden sie vom Baurat Büchterkirche zwischen 1865 und 1867 zu einer der schönsten Stadtkirchen der pommerschen Provinz ausgebaut.
Johann Friedrich Clemens (1749-1831) |
Natürlich gibt es bei einer 750 Jahre langen Geschichte auch zahlreiche Persönlichkeiten, die hier das Licht der Welt erblickten. Doch während gerade die Fotografin Helga Paris oder der Theologe Christof Ziemer bekannt sind, soll an dieser Stelle von einem anderen Gollnower die Rede sein: Johann Friedrich Clemens (1749-1831). Und obgleich er bereits als Kind Gollnow verließ, so machte er doch in Dänemark einen bemerkenswerten Weg. Bereits im Alter von elf Jahren besuchte er die Königlich Dänische Kunstakademie und wurde hier zunächst in der Malerei unterrichtet. Sein Geld verdiente er später u.a. als Dekorationsmaler, doch seine eigentliche Berufung galt schon bald dem Kupferstich. Gefördert durch seinen Lehrer, Johann Martin Preissler, konnte er schon bald seine Fähigkeiten unter Beweis stellen. Durch 28 Illustrationen für Ludvig Holbergs "Peder Paars" erhielt er ein Paris-Stipendium und besuchte anschließend auch Genf. Nach seiner Rückkehr wurde Clemens dänischer Hofkupferstecher und Mitglied der Akademie. Noch einmal führte ihn sein Weg nach Berlin, dann nach London - aber letztlich wieder nach Kopenhagen. Hier wurde er nun Professor an der Kopenhagener Akademie.
Die St. Katharinenkirche vom Markplatz her |
Wer die alte Hansestadt Gollnow an der Ihna besucht, muss allerdings bei der Altstadt heute einige sichtbare Abstriche bei seinen Erwartungen machen. Sie ist, wie viele andere pommersche Städte im zweiten Weltkrieg, durch Zerstörung arg in Mitleidenschaft gezogen worden; viele der historischen Bauten sanken damals in Schutt und Asche, zudem haben sie tiefe Narben in das Stadtbild geschlagen. Auch ist dieses zeitliche Kapitel von Flucht, Vertreibung und späterer Aussiedlung der Gollnower überschattet gewesen. Diese Geschehnisse machen eine Spurensuche für Gäste heute nicht einfacher. Eines wird jedoch bei einem Besuch deutlich: Das gegenwärtige Gollnow (Anm.: polnisch Goleniów) ist auf einer Selbstfindung, verhaftet zwischen einer langen Geschichte und einer erst noch zu gestaltenden Zukunft. Sicher keine leichte Aufgabe!
(Weitere Informationen zu Gollnow)
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