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Einige Kilometer südwestlich der alten pommerschen Universitätsstadt Greifswald liegt ein Ort, der lange Zeit als "Vorwerk" unter der Familie Nienkerken ("Neuenkirchen") eher vor sich hinschlummerte. Dann als die Schweden im 30-jährigen Krieg das pommersche Festland besetzten, wurde auch dieses Lehen der pommerschen Herzöge durch die neue Regierung in das Rampenlicht der Geschichte geschleudert. Fortan verknüpften sich mit dem Flecken auch bekannte Persönlichkeiten und Familien des Zeitgeschehens. Die Rede ist von Wrangelsburg.

Schon der Name regt die Fantasie an, denn natürlich bringt man mit "Wrangel" auf der Insel Rügen und in Vorpommern gerade die Schwedenzeit in Verbindung. Genauer gesagt, denkt man zuerst an den schwedischen Generalgouvereur Carl Gustav Wrangel und das Schloss Spyker auf der Halbinsel Jasmund. Allerdings trügen hier bereits die ersten Gedanken, denn eigentlich schrieb sich Wrangel zeitlebens nur mit einem Doppel-L, also "Wrangell", und in den Besitz von Wrangelsburg, dass 1649 von der schwedischen Regierung an seinen Vater Hermann Wrangel gegeben wurde, kam dieser auch nur durch einen Tausch gegen Güter im baltischen Livland. Seit 1653 trägt der Ort nach einem zeitlichen Übergang als "Hohen Vorwerk" den Namen Wrangelsburg.

Die Familiengeschichte der Wrangels von 1887 merkt allerdings an, was sonst kaum zu erfahren ist: 1629 wurde bereits das Gut dem Feldmarschall Hans Georg von Arnim (Arnheim) auf Vermittlung durch Christoph von Neuenkirchen als Lehen verschrieben. Zudem ging es ab den 20. Oktober des gleichen Jahres sogar in dessen Eigentum über. Doch da von Arnim den Schweden gegenüber feindlich eingestellt war, am 27. Juni 1629 fügte er dem Schweden Gustav Adolf bei Stuhm eine Niederlage zu, ließ ihn noch Wrangels Vater festnehmen und nach Schweden transportieren. Von hier floh von Arnim jedoch 1638 und übernahm sofort ein Kommando Kaiserlicher Truppen. Daraufhin beschlagnahmte Kristina von Schweden dessen pommersche Güter und gab sie dem bereits erwähnten Hermann Wrangel zum Lehen. Das wiederum führte dazu, dass selbst die Nachkommen von Arnims sich um die Wiedererlangung der Güter bemühten. Ihre Bestrebungen gipfelten in der Aussage des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg, die Rückgabe zu vollziehen, sobald er in den Besitz dieser Teile des pommerschen Festlandes käme. Allerdings sollte es nie zu einer Rückabwicklung kommen. Stattdessen verglich sich der spätere preußische Generalfeldmarschall von Arnim 1716 bei dem pommerschen Kriege mit dem Besitzer Baron Müller von der Lühen und erhielt eine Abfindung von 10.000 Talern. 

Es ist nicht die einzige interessante Information, die die Familiengeschichte zum pommerschen Zeitgeschehen bereit hält. Denn der Eigentümer von Wrangelsburg, Carl Gustav Wrangel, soll auch Pfadinhaber auf der Greifswalder Oie, einer Rügen vorgelagerten Insel, die 1292 durch Schenkung des pommerschen Herzogs Bogislav IV. in den Besitz der Stadt Greifswald kam, gewesen sein. Zuvor jedoch hieß die Insel noch: "Swante Wusterhusen". Erwähnung findet sie, weil dieses Eiland 1668 an Carl Gustav Wrangel verpfändet und erst 1749 wieder ausgelöst worden war. Den Bau eines kostspieligen Baus in Vorwerk, nun Wrangelsburg, führte Wrangel derweil zu Ende. 

Über Wrangels Tod im Jahre 1676 gibt es gleich verschiedene Versionen und Daten. Die gruseligste Variante ist zweifellos, die, dass der Stralsunder Scharfrichter mit verbundenen Augen durch zwei Offiziere nach Spyker geholt worden sei. Will man dem weiteren Fortgang der Geschichte glauben, hat man den Mann vom Sund auf dem Jasmunder Schloss in einen herrlichen Saal geführt. Die Türen des Raums waren demnach stark bewacht, zudem waren viele maskierte Personen und schwarz gekleidete Diener anwesend. Auf dem Fußboden, so die Schilderung, habe eine schwarze Samtdecke mit goldenen Fransen ausgelegen. Dann wurde ein Mann im langen seidenen Schlafrock mit einem Buch in den Händen haltend von vermummten Personen hereingeführt. Der Schafrichter habe nun auf ein Zeichen seines Amtes gewaltet und dem Mann den Kopf abgeschlagen. Wobei dieser Text auf einem Flugblatt verbreitet, bald seine Zuordnung in Wrangel fand. Der Druck der Ausgabe wurde beschlagnahmt und vernichtet, der Drucker der Falschmeldung entging nur knapp dem Tode...

Wrangelsburg ging indes als Erbe an seine Enkelin, Gräfin Marianne Wittenberg. Sie heiratete im Januar 1678 den Oberst Grafen Christian von Ascheberg - wie es in den "Wrangelschen Lehnsakten" heißt. Später soll das Gut mehrfach verkauft worden sein, u.a. an die Familie von Putbus und dann an die Familie von Normann.

Wenn man den Überlieferungen glauben mag, kam es später zu einem Erwerb von Carl Leopold Homeyer, der um 1880 ein neues Herrenhaus bauen ließ. Dann soll es durch Erbschaft 1929 in den Besitz des legendären pommerschen Kartoffelzüchter Kartz von Kameke gekommen sein. 1945 wurde dieser enteignet. 

Nach Kriegsende hatte man das Gut im Zuge der Bodenreform aufgesiedelt, das Herrenhaus diente als Sitz der Sowjetischen Militärverwaltung sowie als Heim für Körperbehinderte und Kinder. Und nach dem politischen Umbruch von 1989? Da kam das Herrenhaus in Privatbesitz. Das Haus mit Nebengebäuden und Park sind einen Besuch wert. 

(Folge Muttländer!)



2 Kommentare:

  1. Wieder etwas Geschichte dazu gelernt, Danke

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    1. Lieber Martin, es freut mich, wenn der Beitrag etwas Mehrwert für Dich hatte. Eines kann ich versprechen: Fortsetzung folgt.

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