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Unsere Streifzüge über die Insel Rügen sollen uns nun auf die Halbinsel Wittow führen. Über Lancken geht der Weg in Richtung Kreptitzer Heide. Hier im Nordwesten, wo bereits im 19. Jahrhundert Bodenuntersuchungen von "Neu-Vorpommern und Rügen" einen sogenannten "Mittelboden" oder "Wittower Normalboden" feststellten, gibt es für Geologen eine wichtige Ausnahme: Den sogenannten "Haidestrich", der sich bis Schwarbe zieht. 


Im Unterschied zum Umfeld findet sich hier ein magerer, nährstoffarmer und sandiger Küstenstreifen. Wir sind - unweit des Camps "Ostseewind", das von Box-Fans mit dem Vize-Europameister Bernd Wittenburg in Verbindung gebracht wird - am Eingang zu dem etwa 100 Hektar großen Naturschutzgebiet der Kreptitzer Heide angelangt. Das Besondere: Das Gebiet umfasst derzeit das längste aktive Geschiebemergelkliff der Insel. 



Wer an sonnigen Tagen noch Rauhwolligen Pommerschen Landschafen begegnet, der darf sich glücklich schätzen. Schließlich sind diese unverwüstlichen Schafe, die zwischen 50 und 70 Kilogramm auf die Wage bringen, zwischenzeitlich als natürliche Rasenmäher des Naturschutzgebietes im Pflegeeinsatz. Wie der Name der Landschafe bereits vermuten lässt, sind sie auf Rügen und dem pommerschen Festland heimisch und erfreuen sich wieder zunehmender Aufmerksamkeit. Vielleicht auch, weil ihr charakteristisches blaugraues bis bräunliches Wollkleid sich perfekt für die Verarbeitung zu wetterfesten Pottmützen oder zum Pullover eignet. 



Unweit der Heideflächen trägt die Ostsee den Sand von der Küstenlinie ab, um ihn zum Bug und zum Bakenberg bei Nonnevitz zu spülen. Dies verändert stetig die Natur, wobei der Wind ebenfalls am Ufer nagt. So verwundert es kaum, dass heute nur noch ein Bruchteil dessen zu entdecken ist, was sich einst weit nach Osten erstreckte: Eine kilometerlange Heidelandschaft. Wir sind also für einen Wimpernschlag der Zeit, Zeuge der permanenter Veränderung unserer Heimat. Die Urgewalten, die hier die Insel angreifen, haben dem Mensch allerdings auch zur See zugesetzt. 



Während die Heidelandschaft friedlich vor uns liegt, lagern davor die Wracks untergegangener Schiffe. Natürlich sind sie zu Hunderten vor der Küste Rügens gestrandet und dürften dort in weiten Teilen noch nicht einmal alle lokalisiert sein. Doch an der Nordküste Wittows führten die jahrhundertealten Handelswege vorbei, wodurch auch ihr Aufkommen höher sein dürfte. 



So wird 1880 beispielsweise von der britischen Brigg "Maynards" berichtet. Deren Schiffer Lewis war am 8. Januar des Jahres mit einer Ladung Holz von Memel (Klaipėda) nach London unterwegs. Mit vollen Segeln und einem Wind aus Westnordwest war er mit seinem Schiff in dichtem Nebel unterwegs und dabei gegen 5 Uhr beim Halsen auf den Strand gelaufen. Er hatte allerdings noch Glück im Unglück, denn nach einem missglückten Bergungsversuch durch den Dampfer "Helsingör", konnte wenigstens die neunköpfige Besatzung und ein Teil der Ladung gerettet werden. Fortuna war wohl auch dem Eigner der "Antonia" hold, die am 15. November 1893 vor Kreptitz strandete. Sie wurde später nach Kopenhagen geschleppt...



Der Blick auf den Strand lädt an diesem Tag auch zu einem Besuch von Mövenort ein. Es ist jener Ort, der nur etwas über zwanzig Minuten zu Fuß entfernt ist. Ihm war als möglichem Hafen für eine Eisenbahnfährverbindung zwischen der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) und der Sowjetunion ursprünglich eine wichtige Rolle zugedacht worden. Doch jene Pläne wurden aus ökonomischen Gründen wieder verworfen. 




So gibt sich Mövenort heute in seiner ursprünglichen Natürlichkeit. Und nur wenige hundert Meter weiter wird vielleicht schon bald wieder die eine oder andere Urlaubsgeschichte geschrieben, wenn es zum Bakenberg in den Urlaub geht...


Was, Du kennst diese Orte nicht?

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