Unbekannt ist, ob ein Vorgängerbau des Gotteshauses
vielleicht eine der drei Kirchen war, die 1168 vom Bischof Absolom von Roskilde
geweiht wurden. Aber: Es wäre nicht unwahrscheinlich und würde in jenem Jahr,
als die Feste Arkun fiel und die Christianisierung der Insel Rügen einsetzte,
doch ein Stückchen die Bedeutung jenes Fleckens unterstreichen.
Die Kirche, die nun schon seit Jahrhunderten diesen Teil
Muttlands prägt, wurde vor etwa 700 Jahren errichtet - zunächst das Schiff,
dann der Chor und schließlich Sakristei und Turm. Das der Backsteinbau, der
ursprünglich als dreischiffiges Langhaus angedacht war und auf einem
Feldsteinfundament ruht, am Ende eine andere Umsetzung erfuhr, war den Umständen
geschuldet. Und: Lediglich das Mauerwerk und westliche achteckige Pfeiler
lassen heute noch darauf schließen. Auf der gegenüberliegenden Seite sind die
Spuren mit der Erweiterung des Hauses durch den Chor und damit des
Triumphbogens weitestgehend geschliffen worden. Der sich verändernde Wirkung
der Kräfte am Bau werden auch die zusätzliche Stützpfeiler am südlichen Außenmauerwerk
zugeschrieben, die die Wand im Bereich des Schiffes und Chores stabilisieren
sollten. Innen wird den veränderten Planungen deutlich sichtbar durch Zuganker
sowohl unter als auch über den Kreuzgewölben Rechnung getragen.
Wer das Schiff über den Turm betritt, wird vor allem durch
die schlichte Wirkung des Hauses berührt Weiß gekalkte Wände prägen die Kirche ebenso wie das robuste Ziegelpflaster, welches durch die Bestuhlung zum Altar
weist. Er ist Teil der Ausstattung aus einer Zeit „unter den drei Kronen“, als
Rügen nach dem 30-jährigen Krieg Teil Schwedisch-Pommerns war. Geschaffen 1703 durch
eine Stralsunder Werkstatt, zeigt der Altar den Lebensweg Jesu von der Geburt
und Taufe bis zur Kreuzigung. Neben einem Medaillon und Monogramm "C XII" - welches dem schwedischen König Carl XII. zugeordnet werden kann - findet sich auch auf dem Altar eine Information zur farblichen Ausgestaltung im Jahre 1705.
Seitlich des Altars sind linker Hand zwei Patronatsstühle, die der Patronatsfamilie vorbehalten waren. Rechter Hand wurde, wie es Tradition war, unweit des Altars ein Beichtstuhl für die sogenannte "Einzelbeichte" errichtet.
Die Einrichtungen selbst, die in den Kirchen der Insel noch häufig anzutreffen sind, war trotz der Abschaffung der sogenannten "Ohrenbeichte" noch Teil der protestantischen Glaubenstradition, allerdings lag der Schwerpunkt nicht auf dem Sündenbekenntnis sondern auf dessen Vergebung.
Neben der Kreuzigungsgruppe gibt es auch einige Besonderheiten in der Poseritzer Kirche, wie den Opferstock. Er ist vierkantig, aus einem Stamm gearbeitet, in den Boden eingelassen und wahrscheinlich einer der ältesten auf der Insel Rügen.
Ungewöhnlich ist auch die Belegung der Orgelempore mit einem Reliefbild des heiligen Georg zu Pferde, der einen Drachen tötet. Die Erklärung: Es gehörte einst zur "Benzer Empore", die 1936 abgebrochen wurde. Der Ort Benz bei Gustow wurde 1351 vom Stralsunder Bürgermeister an das Kloster St. Jürgen am Strande zu Stralsund verkauft und blieb bis 1945 in dessen Besitz.
Durch eine Tür an der südwestlichen Ecke des Kirchenschiffes dürfen wir an diesem Tag eine enge Treppe aus Backsteinen begehen, die einen Aufstieg mit Hilfe eines herabhängenden Taus bis unter das Dach ermöglicht. Hier sind vor Jahrzehnten Ringanker gegossen worden, auf denen ein neuer Dachstuhl zum Tragen kommt. An ihm sind auch zwei Laufgänge befestigt, die eine Begehung oberhalb des Kreuzgewölbes zulassen.
Vom Dachraum über dem Kirchenschiff gelangt man auch in den Kirchturm, der - wie bereits angemerkt - nachträglich errichtet wurde. Neben dem gut geölten Uhrwerk der Turmuhr, hat sich sogar eine Schleiereule das Quartier mit ihrem Nachwuchs bereitet. Am Takt der Zeit! Der wird mit zwei Glocken eine steile Treppe höher angeschlagen. Von hier aus lässt sich an guten Tagen sogar ein weiter Blick über das Land werfen.
Die Poseritzer Kirche, die auch für Gäste geöffnet ist, bietet sich nicht nur zum Gottesdienst an sondern auch als Kulturdenkmal, dessen Mauern noch Jahrhunderte alte Geschichte atmen. Sie verfügt zudem sogar wie die Vilmnitzer Kirche über eine Gruft und hat so außergewöhnliche Ausstattungen wie einen "Leihsarg", dessen Boden sich mittels Mechanismus öffnen ließ. Dazu weiß man hier noch gut zu erklären, wie sich was entwickelt hat, und führt sachkundig durch die baugeschichtliche Entwicklung der Kirche. Und dazu soll dieser kurze Streifzug auch anregen.
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