Streifzüge bieten sich überall auf der Insel an. Eher beiläufig passiert man dabei auf dem Wege zwischen Bergen und Putbus den Flecken Dolgemost, Er befindet sich am Niederungsrand des Mühlbaches. Die Bezeichnung des Fließgewässers selbst nimmt Bezug auf eine Mühle, die bereits vor etwa 600 Jahren seine Erwähnung fand. Doch das Wasser war nicht nur für den Bau einer Mühle entscheidend, es sorgte auch für die Moorbildung, wie sie übrigens auch bei Vilmnitz, im Putbusser Holz oder bei Garz stattfand.
Im Innern der Insel ließen sich diese vor langer Zeit überall an dem Boden und an den Rändern finden, wo größere oder kleinere abflusslose Senken und Sölle waren. Auch am Schmachter See bei Binz, am Selliner See bei Göhren oder bei den Wostevitzer Seen auf Jasmund. Sie schoben sich an den Rändern vor und engten diese ein. Für Dolgemost war dies nicht ohne Bedeutung, weil das Torfmoor die Möglichkeit eröffnete, den Torf zu stechen und gezielt abzubauen. In Notzeiten, wie nach dem zweiten Weltkrieg, soll dies noch unweit des Chausseehauses praktiziert worden sein. Schließlich konnte man die getrockneten Torfstücke zum Heizen nutzen.
Der Flecken selbst war über Jahrhunderte eine kleine Siedlung. Die erste uns bekannte Erwähnung erfolgte um 1300. Da jedoch durch Dr. A. Langer und R. Halliger bearbeitete Feuersteine und vorgeschichtliche Scherben geborgen wurden, ist eine weit frühere Ansiedlung mehr als wahrscheinlich. Bezeichnet als Dolghemiest oder auch Dolghemist lässt sich der Bezug auf eine Dolge, wie wir sie auch in der Granitz als langgestreckte Wiese besuchten, gut nachvollziehen. Für den zweiten Teil des Ortsnamens ("-most") weiß der Volksmund jedoch gleich zwei Erklärungen zu geben:
Die eine besagt, dass vor langer Zeit gefährliche Räuber hier gehaust hätten. Da sie weite Teile der Insel unsicher machten, zog Fürst Jaromar, der zu jener Zeit das Sagen auf der Insel hatte, mit seinen fürstlichen Rittern und Knappen gegen sie und erschlug sie alle. Da sie so wüst gehaust bzw. "gemost " hätten, so sprach man schon bald von "Dolgemost".
Eine weitere alte Überlieferungen ging stattdessen davon aus, dass einmal eine "Brücke" bzw. "lange Brücke" über die Dolge (Wiese) führte. Fest steht, dass 1869 ein Damm durch die große Wiese gelegt wurde, auf der bis heute der Verkehr zwischen Putbus und Bergen - vorbei an dem alten Chausseehaus - rollt. In diesem Zusammenhang sei auch noch auf die Funktion des Chausseehauses eingegangen: Dieses diente zunächst einem Chausseewärter, der hier das Wegegeld für die Nutzung der Chaussee erhob und erst nach Zahlung, den Schlagbaum öffnete. Allerdings wurden bereits 1874 die Chausseegebühren abgeschafft, weshalb die eigentlich Funktion des Hauses verloren ging und sie nur noch - wie 1877 im "Amtsblatt der Preußischen Regierung zu Stralsund" angekündigt - meist bietend verpachtet wurden.
Bekannt ist auch, dass die Wiese seit langer Zeit mit zahlreichen Unglücken in Verbindung gebracht wird. So nimmt der Heimatforscher Prof. Dr. Alfred Haas bereits vor etwa 80 Jahren in einer Beschreibung darauf Bezug. Vor allem an schönen Sommerabenden, aber auch im Herbst, wenn der leichte Seenebel ("Seedak") sich über die Dolgemoster Wiese legt, kam es - lt. seiner Niederschrift - zu Irrlichtern, die sich örtlich veränderten und von leicht bläulicher Einfärbung waren. Reisende kamen durch sie bereits damals vom Wege ab.
Das lange im Besitz des Hauses Putbus befindliche Dolgemost hat es jedoch auch zu einem Einzug in die Welt der Literatur geschafft. Friedrich Klöpper lässt in seinem Buch "Barneomor und Gisela" oder "Rügen vor 680 Jahren" einen Mann namens Dolgemost, einen echten Rüganer, aus der Geschichte der Insel erzählen. Seine Bedeutung beschreibt der Autor, als am Ende des Buches zu einer Hochzeit geladen wird. Der alte Dolgemost gilt dabei als die Person, die die Insel Rügen durch seine Persönlichkeit vertritt. Auch wenn das 1857 in Stettin bei Graßmann erschienene romantisch-historische Gemälde kaum noch bekannt ist, so soll es in Bezug auf die Namensgebung "Dolgemost" an dieser Stelle jedoch nicht unerwähnt bleiben.
Doch zurück zum Ort. Hier gibt es auch noch eine Verbindung von Dolgemost zum Berg(en)er Kloster, da 1310 der Ritter Priddor von Vilmnitz diesem 2 Hufen Gehölz von der Waldung bei Dolgemost schenkte. Dessen Nachkomme, Stoislav v. Putbuske, verkaufte 1325 mit der Genehmigung seiner Brüder weitere 7 Haken-Hufen der gleichen Waldung zum ewigen Erbkauf an die geistliche Einrichtung. Das später auch mit 7 Waldhufen beschriebene "Berger Klosterholz" soll sich "der Länge nach gegen Dolgemost, in ihrer Breite aber gegen Jütersow (eingegangen) und Melne (dem heutigen Mölln-Medow) hin" erstreckt haben.
Wer heute das ehemalige Vorwerk / Gut Dolgemost (in das auch "De Diek" oder "Dieke", ein paar Kathenwohnungen bei Dolgemost, einverleibt worden sind) von der Chaussee Putbus - Bergen in Richtung des einstigen Rittergutes Silvitz (zu dem Dolgemost gehörte) auf dem alten Kopfsteinpflaster durchfährt, sei abschließend gewarnt! Zweckmäßig ist dafür ein geländegängiger fahrbarer Untersatz. Ansonsten empfiehlt es sich die Strecke zu wandern, die einst eine kurze Verbindung zwischen Putbus und Prora zuließ. Die Fotos entstanden Ende März diesen Jahres...
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