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Neparmitz bei Garz - so bezeichnete man gerne den Ort, dem wir auf unserem aktuellen Streifzug Aufmerksamkeit schenken wollen - obgleich: Dieser Streifzug liegt bereits einige Wochen zurück und kann erst heute in seiner Beschreibung zu Ende gebracht werden. Möglich wurde dies u.a. durch Karl Petersen, der im Namen der Redaktion von "Bi uns to Hus", noch eine alte Ausgabe der "Poseritzer Nachrichten" dafür bereitstellte. - Danke!

Noch bevor "Neparmitze" im Jahre 1318 seine Ersterwähnung fand, ist dieser Flecken oder zumindest sein Umfeld in den Blickpunkt der Geschichte geraten: 1165 - also noch weit davor - erhielt dänische Bischof und Heerführer Absalon von Roskilde den Befehl die Dörfer nördlich von Zudar zu plündern. Heute wissen wir von diesem "Wimpernschlag der Geschichte" durch den Geschichtsschreiber Saxo, der auch im Jahre 1168 über die Eroberung Arkonas und die damit beginnende Christianisierung der Insel berichtete. Ob und in wie weit schon damals eine Siedlung an einer kleinen Niederung bei Swantow betroffen war, ist jedoch unbekannt.

Bekannt ist dagegen, dass es bei dem Ort in den folgenden Jahrhunderten einen häufigen Wechsel des Besitzes gab: So wird 1495 die Familie v. Raden, 1558 die Familie v. Ahnen (beides rügensche Adelsfamilien), 1648 die Familie v. Oernstjerna, 1730 die Familie v. Bugenhagen  und 1748 und 1785 die Familie des Majors v. Smiterlöw als Besitzer genannt.  

1832 befindet sich der Ort dann übrigens in der Pacht des Hauptmanns Ernst Ludwig Friedrich v. Kahlden, über dessen Vermögen (nach Konkurs) die "Stralsundische Zeitung" dann sogar über mehrere Jahre berichtete. 1856 soll nun Ehrenfried Gustav Holz das Rittergut erworben haben, bevor die Anlage vor etwa 120 Jahren in den Besitz der Familie Wahnschaffe ging. 

1945 wurde das Gut schließlich - wie nach dem zweiten Weltkrieg überall auf der Insel - im Zuge der Bodenreform aufgesiedelt und das Gutshaus mit Flüchtlingen belegt. Der Saal des Hauses wurde später für Tanzveranstaltungen und sogar Kinovorführungen genutzt. Lange wirtschafteten die Neusiedler aber nicht auf ihrem Bodenreformland, denn schon bald wurde es in der LPG "Freie Scholle" kollektiviert. Diese ist dann Anfang der 60er Jahre als Brigade in der Poseritzer LPG "Völkerfreundschaft" aufgegangen. 

In den 70er Jahren verlor der Gutshof Neparmitz im Zuge weiterer Umstrukturierungen zunehmend an Bedeutung, um schließlich - mit dem politischen Umbruch 1989/1990 - ein toter und fast vergessener Ort zu werden. 

Wer heute Neparmitz besucht, dem fallen zunächst die noch erhaltenen Wirtschaftsgebäude und das arg in Mitleidenschaft gezogene Gutshaus des einstigen Rittergutes auf. Kaum zu glauben, dass es sich dabei einst um ein Mustergut gehandelt haben soll, welches auch die Felder vom Ortsteil Wulfsberg einschloss. 

Aufmerksamkeit erregt bei einem Besuch jedoch vor allem das Gutshaus, welches wohl in der Zeit errichtet worden ist, als sich der Flecken im Besitz der Familie Holz befand. Das heute verputzte dreigeschossige Haus mit Balkon und einladender Terrasse in Richtung Park war ursprünglich mit roten Backsteinen (wie die Wirtschaftsgebäude) errichtet und mit Zierschichten eines gelben Klinkers versehen worden. Doch das "...wie es einmal war" ist ohnehin nur noch zu erahnen. - Denn: Alles was blieb sind die Außenwände, über denen ein zinnenbekrönter Treppenturm thront. Er bietet nach einem Aufstieg über die enge Treppe jedoch einen Blick in das Innere des einstigen Gutshauses, von dessen ehemaliger Ausstattung vielleicht nur noch die Bleiglasfenster Beachtung finden könnten. Einst erschlossen sich über den Turm auch die Räume der Geschosse. - Immerhin: Heute lässt der Turm auch eine Orientierung im Umfeld zu!

Wie Inge Steinberg im Jahre 2011 in den "Poseritzer Nachrichten" schrieb, schloss sich direkt an das Gutshaus das Wirtschaftsgebäude an, welches u.a. Küche und Lager bot. Beidseitig des Gutshauses befanden sich die Wirtschaftsgebäude, linker Hand der Kutschstall mit Stellmacherei, und Schmiede. Zudem Schaf-, Rinder-, Schweine- und Pferdeställe. Direkt am Zugang zum Hof war das Haus des Gutsinspektors. Auch fanden noch Schnitterkasernen (am Eingang des Dorfes aus Richtung Poseritz) sowie drei Katen (in Richtung Swantow) ihre Erwähnung.

Leider ist die ehemalige Gutsanlage mit Park, Wegen, Wasserlauf und Teichen sowie einer Familiengrabanlage sich selbst und der Zerstörung überlassen worden. Und zu Recht beklagte Inge Steinberg, das es kaum noch Leute gibt, die das "schöne Neparmitz", mit seinem Bahnschuppen der Rügenschen Kleinbahn oder den  "kuscheligen Ecken im damaligen gepflegten Park..." kennen. Und von dem Denkmalschutz, unter dem Gutsanlage und Park stehen, lässt sich noch lange keine Perspektive für diesen Ort ableiten. Im Gegenteil: Die Privatisierung, die in den 90er Jahren erfolgte, hat zu einer Zersplitterung des Areals (wie so oft!) geführt und behindert bis heute eine Entwicklung. Darum ist eine Frage, die sich auf unserem Streifzug aufdrängt, mehr als berechtigt:

"Was wird aus Neparmitz?"

(Folge Muttländer!)


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