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Noch einmal hat es uns bei unserem neuen Streifzug an den südlichen Rand der Granitz verschlagen - unser Ziel ist Garftitz. Eines ist uns allerdings bereits bei dem Besuch von Blieschow und Süllitz aufgefallen: Es gab und gibt hier unzählige Grabanlagen.

Schon Wackenroder bemerkte in seiner Abhandlung "Altes und Neues Rügen" vor etwa 300 Jahren:

"Es gibt in dieser Gegend unterschiedlich hohe und erhabene Hügel, auf welchem zum Theil ungeheure und große Steine liegen: Wo die durch Menschen-Hände sind hinauf gebracht worden, muss es große Arbeit gekostet haben, es wäre denn, dass einige Riesen ihre Kräfte daran gestreckt hätten. Es pflegten vormahlen die Heyden auf solchen Steinen ihre Opfer zu verrichten, auch die gefangenen Menschen darauf zu schlachten und zu metzeln, ingleichen waren es Grab-Stätte, da sie unter solchen ungeheuren Leich-Steinen ihre vornehme Toden begruben..."

Um die Größenordnung dieser Grabanlagen darzustellen, sei die Zahl von 79 Steinkisten und an die 200 Hügelgräber genannt, die alleine Friedrich von Hagenow im Jahre 1830 (s.a. Ausschnitt aus der Special-Karte der Insel Rügen von 1829) im Kirchspiel Lancken (-Granitz) zählte, Auffällig war jedoch bereits für von Hagenow:

"...dass sich in der Granitz, soweit sich diese bedeutende Waldung erstreckt, kein einziges Denkmal des Altertums findet, obgleich die Gegend ringsumher mit Grabmälern gleichsam übersät ist."

Eine Feststellung, die schon damals Anlass zu Spekulationen gab, ob nicht die Granitz als "heiliger Hain", die Menschen vor Bestattungen in dieser zurückschrecken ließ. Zu einem ähnlichen Urteil könnte man auch heute noch angesichts der immer noch umfangreichen Grabanlagen - beispielsweise bei Lancken-Granitz oder Blieschow (Anmerkung: In der Nähe der Haltestelle Garftitz der Rügenschen Kleinbahn) - kommen. Andernorts, wie unweit des Gutes Garftitz, befinden sich nur noch die Reste einer einstigen Grabanlage. Allerdings sind diese heute ohne jede Struktur. 

Garftitz selbst befindet sich etwa 1 Kilometer östlich von Lancken. Seine Feldmark grenzt direkt an den Südrand der Granitz. Und die Zuwegung und die Zugehörigkeit von Blieschow zu Graftitz erklärt auch heute noch die Bezeichnung des vorgenannten Haltepunktes. Allerdings ist auch die Bedeutung dieses Ortsnamens umstritten. So wird er u. a. als "Höckeraue" oder "Kuhländchen" gedeutet.

Das Gut befand sich seit langer Zeit im Besitz des Hauses Putbus. Sie gab es zum Lehn aus und so erhielt es die längst ausgestorbene Familie von Meritz, die auch den Stralsunder Bundesbrief vom 5. Januar 1316 unterzeichnete. Von diesen ging es an die Familie von Slaveke über. 1431 dann verkaufte Pribbe von Slaveke den Flecken Garftitz einschließlich des Ortes Samotitz bzw. Zamotitz an Klaus von Zuhm. Doch bereits im Jahr 1495 überließ Steffen von Zuhm den Hof Garftitz mit zwei Katen sowie das bereits erwähnte Zamotitz nun Waldemar II. von Putbus zum ewigen Erbkauf. 

1580 wurde der Hof Garftitz durch das Schleifen des bereits erwähnten Zamotitz sowie der Bauerngehöfte Lestin, Schwartensee, Quitzelase (oder: "Lase") und (Alten-) Wibboise beträchtlich vergrößert. Das vergrößerte die Garftitzer Ackerwirtschaft so weit, dass bei der Teilung der Herrschaft Putbus im Jahre 1626, die eine Hälfte als "Garftitzer Anteil" bzw. "Garftitzer Teil" bezeichnet wurde.

Um sich eine Vorstellung vom Umfang des "Garftitzer Anteils" zu machen, sei dieser auch örtlich bezeichnet - dazu gehörten zu jener Zeit: Binz, Bisemietze, Blieschow, Burtkevitz, Schläge des Dartzer Ackers, Dobris-Feld, der Krug in Dolge sowie die Granitz, Dummertevitze, Gobbin, Lanken, Pflugdienste aus Leistin und Witbois, Mustitz, Nistelitz, Pretze, Poggendiek, Sellin, Alten- und Nien-Schwatzin, Pflugdienste in Sillewitz, Groß- und Klein Stresow, desweiteren der Krug, die Schmiede und die Windmühle von Zirkow. 

An dieser Stelle soll noch einmal auf die bereits angesprochene Teilung eingegangen werden. In der Zeit des Dreißigjährigen Krieges war der sogenannte "Garftitzer Teil" - wie u. a. Victor Loebe ausführt - "stark mit Schulden belastet in fremde Hände gekommen...", wodurch sich die Teilung der Herrschaft Putbus vollzogen hatte. Der Rügensche Heimatforscher Prof. Dr. Alfred Haas ergänzte dies durch die Feststellung, dass der Wirtschaftsbetrieb des "Garftitzer Teils" der Herrschaft Putbus in der Kriegszeit stark zurück ging. Und: Nach dem Tode des pommersche Statthalters Volkmar Wolfgang zu Putbus setzten die Gläubiger dem Gute stark zu...  

Allerdings konnte dieser "Garftitzer Teil" im Jahre 1650 als "freies Eigen" (Allod) mit königlicher Bewilligung für 75.000 Reichsthaler durch die Brüder des pommerschen Statthalters wieder eingelöst werden. 

Wer heute Garftitz besucht, dem fällt vor allem das im 19. Jahrhundert errichtete Gutshaus auf, welches sich direkt an der Straße nach Sellin befindet, Es ist ein eingeschossiger Backsteinbau mit einem Krüppelwalmdach. Südlich davon war früher die offene Hofanlage angelegt worden. 

Die Wirtschaftsgebäude umfassten einst zwei seitliche Scheunen und ein Stallgebäude, die als Fachwerkbau errichtet wurden. Ihre Fachungen waren mit Lehmstakenfüllungen versehen, das Krüppelwalmdach war mit Rohr gedeckt gewesen. die Struktur des Hofes ist jedoch im Laufe der Zeit verloren gegangen. Lediglich ein alter Speicher weckt heute noch das Interesse des Besuchers und zieht die Blicke auf sich. Errichtet mit Backsteinen sowie einem "Skelett" und Zwischendecken aus Stahlbeton erinnert er noch an alte Zeiten. Hier ist zu lesen: "Erbaut in schwerer Zeit..." Und er könnte fast 100 Jahre alt sein.

Ergänzend soll unser Blick auf die mündlichen Überlieferungen fallen. Auch in Garftitz ist das Auftreten des Wilden Jägers ein Gesprächsthema gewesen. So berichtete der Waldwärter Lossow:

"In ollen Tiden het de Nachtjäger in de Granitz so männige Nacht sin Wesen dreeben. Min oll Schwiegervadder, de in de Granitz grot worden is, het dor oft von vertällt. Nah Wittbois to sall he nachts väl herümflankiert hebben. Mit Juchen und Talaren, as wenn eener eenen langen Ton langsam uuttönen lett, is he dörch de Luft treckt, un de Hunn´ leepen biher. Schlimm was dat för den´ , de em in´n begegnen ded; äwer wer up rechten Wegen wir, den het he doch nichts anhebben künnt. De Knechts von Garftitz und Serams hebben em öfters Nacht för Nacht sehn, wiel se dunntomal noch Pier un Keuh des Nachts in de Granitz höt hebben..."

Am Rande der Granitz gibt es also auch in einigen eher unscheinbaren Orten einiges zu erleben und zu entdecken.

(Folge Muttländer!)


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