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Unser heutiger Streifzug führt uns nach Wandashorst, einem der ehemals zehn Reviere der Putbusser Forsten. Es ist mir noch aus meiner Jugendzeit bekannt, sowohl von der Aufforstung als auch von der Holzernte. Themenbedingt soll aber vorab eine kleine Rückschau gehalten werden: In früheren Jahrhunderten gab es viel mehr Wald auf der Insel, als heute. Wie in anderen Regionen der Erde wurden auch hier weite Flächen gerodet und in fruchtbares Ackerland verwandelt. Wie viel Wald es gab, lässt sich vielleicht erahnen, wenn man damals sprichwörtlich sagte:

"Holt un Plag, Dat waßt alle Dag´!"

Auch auf Rügen stieg der Nutzungsdruck stetig an, Rodungen setzten ein und das Vieh wurde zur Mast sogar in die Wälder getrieben (Eichelmast). Erst 1815, mit der preußischen Verwaltung setzte auch eine "geregelte" Forstwirtschaft ein. Und: Nun begannen auch wieder Aufforstungen, wie auf der Schmalen Heide oder dem Rugard. Wer Waldflächen auf Rügen benennen soll, dem fallen daneben noch die Stubnitz und die Granitz ein. Dennoch, waldreich ist unsere Insel nicht, wie schon Gustav Rasch im Jahre 1856 u. a. feststellte:

"Die vordere Waldstrecke besteht aus Waldungen, die sich von dort bis nach dem Reischwitzer Gehölz bei Bergen hinziehen, mit denen die Waldungen an der Ostseite des Kniepower Sees in Verbindung stehen und sich bis Putbus ausdehnen. Die mittlere Waldtstrecke beginnt bei der Insel Vilm und läuft bis zur Schmalen Heide von Jasmund. Sie beginnt mit dem Goor, welcher am Strande der Insel Vilm gegenüberliegt. Nach Norden zu folgt das Posewalder Gehölz, an dieses schließt sich der Bergwall des Schellhorn, die Waldstrecke des Langen Berges und die Hagener Landberge, die die westliche Seite des Schmachter Sees einschließen. Die hintere Waldung bildet die Granitz, die bei Süllitz anfängt, sich nordwärts bis zum Schmachter See zieht, nord- und nordostwärts vom Meer begrenzt wird, und über 2.000 Morgen Landes bedeckt..." 

Hermann Jäger ergänzte 1877 zum Wald der Stubnitz, dass sich auf dem Kreideboden der höheren Teilen der Insel vor allem die Buche in Vollkommenheit entwickelt hat, gemeinsam mit vereinzelten Eichen bestimmt sie das Abbild des Waldes. Daneben kommt auch er lediglich auf den Süden bei Putbus und den Osten um das Jagdschloss auf dem Tempelberg zu sprechen, 

Wesentliche Waldfläche befanden sich früher im Besitz der Familie zu Putbus. Sie bewirtschaftete diese und übten hier auch das Jagdrecht aus. Im Jahre 1930 soll der Putbusser Waldbesitz - wie Axel Siefke und Friedhelm Nessler in ihrem Beitrag "Die Putbusser Fürstlichen Forsten" feststellten - insgesamt 4.804 ha betragen haben. Nach ihrer Darstellung erfolgte die systematische Organisation und der Ausbau der Forstverwaltung unter Fürst Wilhelm Malte zu Putbus. Zum 1.10.1930 sollen sich die Putbusser Forsten dabei in 10 Reviere gegliedert haben: Granitz, Gremmin, Jägerhof, Ketelshagen, Lauterbach, Pastitz, Prora, Schaabe, Wandashorst und Zargelitz.

Wandashorst, dass die noch vorhandenen südlichen Ausläufer der Granitz umfasste, hatte dabei eine Gesamtfläche von 223 Hektar. Die dazugehörige Försterei befindet sich unweit der alten Bäderstraße in Richtung Göhren. Ihre Lage ist hinter einem nördlichen Höhenzug und bietet entsprechenden Schutz vor den Wetterlagen. Nach mündlichen Überlieferungen soll Wilhelm Malte von Putbus die Benennung des Forstes nach Wanda begründet haben. Statt Wandasforst wurde allerdings Wandashorst bevorzugt. Zu der Geschichte der Försterei gehört auch, dass hier Constantin Hahnel (1865-1935) - er ist uns noch von unserem Streifzug bei Prora bekannt (Anm.: Mehr zu Prora) - von 1894 bis 1900 seinen Dienst als Förster in dem mit Backsteinen ausgemauerten Fachwerkbau, der auf einem Feldsteinfundament errichtet wurde, versah. Später folgte ihm der Förster Mau nach. Neben dem Forsthaus ist auch noch ein kleines Wirtschaftsgebäude erhalten, welches ebenfalls im Stil der Försterei gebaut wurde.  

Heute lassen sich in dem Waldgebiet von Wandashorst, welches sowohl Laub- als auch Nadelbäume umfasst, noch einige Zeitzeugen der Vergangenheit ausmachen. So gibt es an einem Weg unweit des Forsthauses beispielsweise noch den sogenannten "Hirschstein". 

Er erinnert an den 6. Oktober 1926 an dem "Franz Fürst und Herr zu Putbus" hier seinen letzten Hirsch schoss. Leider ist die Plakette leicht zerstört. Zudem gibt es u. a. auch die Reste einer nur noch in Teilen vorhandenen Grabanlage (in Richtung Nistelitz). Bei dem Besuch der Reste der Anlage, war unweit der Stelle auch ein Geräusch auszumachen, dass die Aufmerksamkeit erregte. Ein Damhirsch lag im Wald und versuchte sich mehrmals aufzurichten, ohne das es ihm gelang. Auf die Gründe seiner Verletzung soll an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden. Nur so viel: Er wurde von seiner Qual erlöst.

Das Waldgebiet das bis zum Jahre 1945 zum Revier Wandashorst gehörte, wurde - wie viele andere Forste - nach dem Krieg im Zuge der Bodenreform aufgesiedelt. Dies hat bis heute eine Nachwirkung auf die Eigentumsverhältnisse und die Entwicklung des Waldes, sofern man davon noch sprechen kann. Das Forsthaus Wandashorst soll zwischenzeitlich an ein Mitglied einer bekannten und sehr erfolgreichen deutschen Band veräußert worden sein...

(Folge Muttländer!)


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