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Wer die Geschichte der Insel kennt, der wird vielleicht sagen, dass ist der Grund, warum die ursprünglichen Dörfer Binz, Sellin oder Baabe immer eine Westlage hatten. Denn: Die Sturmfluten der Vergangenheit drückten immer vor allem von Osten an die Küste Rügens. Erst mit der Entwicklung dieser Orte zu Seebädern erfolgte eine Bebauung in Richtung Osten. So ist der sich im Laufe der letzten über 100 Jahre entwickelnde beliebte Badestrand der Seebäder heute vor allem in den Blickpunkt geraten, wenn zum Jahreswechsel, im Frühjahr oder eben aktuell eine Sturmflut an die Küste heranpeitscht.

Die Wasserstände sollen nun also bis Mitternacht wieder steigen und erst wieder in der zweiten Nachthälfte fallen, wenn auch der Sturm nachgibt. Verwundern kann es allerdings nicht, denn es ist eine wiederkehrende Situation, die mal mehr oder weniger Schaden mit sich bringt. 

Zu den bekanntesten Sturmfluten zählte dabei ganz sicher die des Jahres 1872. Gefährlich wird es, so wusste man schon damals, wenn das Wasser der Ostsee durch den Sturm in die schmale Meerenge zwischen die Halbinsel Mönchgut und die Insel Ruden hineingepresst wird. Das Problem: Das Wasser kann dann nicht mehr seitlich abfließen. Zur besagten Zeit - 1872 - wurden auf Mönchgut verloren etwa 50 Familien ihr Obdach. Dies war einer der Gründe, dass gerade Thiessow eingedeicht wurde. Allerdings hat dieser auch nicht immer gehalten. Und gerade aktuell steht auch wieder Thiessow im Blickpunkt der Beobachter. Hier gibt es wieder deutlich sichtbare Flutungen. 

In den 600 Jahren zwischen 1304 und 1906 gab es übrigens alleine 48 große Sturmfluten. Pro Jahrhundert kann man also statistisch mit etwa 8 nennenswerten Sturmfluten sprechen. Eine von ihnen hat sogar ein ganzes Dorf, gelegen zwischen Lobbe und Göhren ausradiert: Das Dorf Vitte, auch Wangernitz genannt. Sturmfluten haben also auch das Abbild unserer Insel über Jahrhunderte nachhaltig geprägt. So wurden die Inwieken - wie der Zickersee, die Hagensche Wiek oder die Having - alle durch Sturmfluten erzeugt.

Damals wie heute prägen die Sturmfluten aber auch zeitlich begrenzt das Abbild der Insel. Baumstämme und Wurzeln werden dann an die Ufer gespült. Das zeigt auch, dass da wo heute die Ostsee ist, einst Land und Waldflächen waren. Und auch die pommersche Sagenwelt weiß von Sturmfluten zu berichten - man denke nur an die Überlieferungen, die von Vineta erzählen. 

Doch wie kommt es zum Steigen oder Fallen des Ostseewassers? Die Antwort geben die Winde und Stürme. Wenn westliche oder südliche Winde wehen, drücken sie das Wasser der Ostsee in Richtung Russland -  während bei uns der Wasserstand fällt, steigt er in Russland an. Umgekehrt verhält es sich bei den Winden aus Norden und Osten - dann fällt dort das Wasser während es bei uns steigt. Westwinde tragen zudem Wasser der Nordsee in die Ostsee. So sorgen anhaltende Westwinde für ein volles Ostseebecken. Und zwischen den Westwinden und unseren letzten Sturmfluten gibt es daher einen direkten Bezug. Nach dem Doveschen Gesetz drehen Winde der nördlichen Halbkugel immer nach rechts - so folgen also den Westwinden die Nordwinde. Und diese wiederum tragen das Wasser, welches Westwinde in Richtung Russland trieben, dann an der pommersche Küste zu. Die Flutwelle entsteht... Wie auch heute und sie wird ihren Höhepunkt zum Ausklang des Tages finden...   

Foto oben: Lauterbacher Hafen, heute am Nachmittag, Foto mittig: Sassnitz, heute am späten Nachmittag (Danke Kathrin!), Foto unten: Binz, heute früh)



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