Man kann sie schon weitem - bei einer Überfahrt nach Usedom - sehen: Die Karniner Brücke. Von 1876 bis 1945 gab es bereits die Verbindung der pommersche Insel mit dem Festland - als Teil der Bahnstrecke zwischen Ducherow und Swinemünde.
Bestand die erste Brücke, die im Zuge der 1876 eingeweihten eingleisigen Strecke gebaut wurde noch noch aus fünf festen Brückenteilen, einer handbetriebenen zweiarmigen Drehbrücke und vier gemauerten Türmen, die auch das Bedienungspersonal und die Antriebstechnik aufnahmen, so war die neue Querung über den Peenestrom, die im Zuge des zweigleisigen Ausbaus der Strecke erfolgte, schon wesentlich moderner: Auf den vorhandenen Brückenpfeilern wurden nun Brückenteile und Drehbrücke errichtet. Aber auch diese erfüllte schon bald nicht mehr die Ansprüche an die Querung, so dass man bereits in dreißiger Jahren dazu entschloss, statt einer Drehbrücke ein etwa 50 Meter hohes Hubgerüst mit zwei trogartigen, nach dem Fahrstuhlprinzip Hubteilen zu bauen.
Die Karniner Brücke hatte nun eine Länge von 360 Metern erhalten, von denen 52 Meter der neuen Hubbrücke vorbehalten waren. Am 28. April 1945 wurde die Brücke allerdings durch die Wehrmacht gesprengt, um der Roten Armee den Vorstoß zu erschweren. Dadurch ist bis heute nur noch die Hubbrücke von der einstigen Stromquerung vorhanden - aber: Auch dieses Fragment gilt als technisches Denkmal.
Seit der Sprengung gab es immer wieder Aufbaupläne, u. a. in den 60er Jahren. Allerdings wurden sie verschoben bis sie sich zerschlugen. Auch Pläne zum Abriss der Hubbrücke gab es, u. a. im Frühjahr 1990. Abgewendet wurden diese durch Turmfalken, die die Hubbrücke für sich entdeckten, und durch die Thematisierung des Bauwerks in der Öffentlichkeit. Seither hat sich die Stimmung gedreht: Nachdem sich 1992 die Usedomer Eisenbahnfreunde in einem Verein organisierten und ab 1997 das Empfangsgebäude des Bahnhofs Karnin restaurierten, wurden auch klare Forderungen zum Erhalt des technischen Denkmals und zum Wiederaufbau formuliert.
2004 wurde im Bedarfsplan für Bundesschienenwege auch die Eisenbahnstrecke zwischen Ducherow und Swinemünde, zu der auch die Karniner Brücke gehört, als laufende Nr. 11 aufgenommen. Es folgten politische Initiativen, Unterschriftensammlungen und Studien. Schließlich meldete der Nordeutsche Rundfunk (NDR) vor etwa einem Monat, dass der Wiederaufbau der Karniner Brücke näher rücke: Sie soll in das Bundesschienenwege-Ausbaugesetz aufgenommen und das Projekt beschleunigt werden. Grund genug, das Planvorhaben auf der Bahnstrecke von Ducherow nach Swinemünde weiter zu verfolgen und immer wieder zu fragen: Wann kommt die Karniner Brücke?
Weitere Informationen: Aktionsbündnis Karniner Brücke
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