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Zu den vielleicht am wenigsten wahrgenommenen Landschaften auf Rügen gehört die Garvitz, eine Wiesen- und Moorlandschaft. Auf plattdeutsch nur "de Garws" - oder wie Grümbke zu berichten wusste, die "Garwisch" genannt - handelte es sich dabei um eine Senke, vergleichbar mit den Wostevitzer Seen bzw. Teichen auf der Halbinsel Jasmund und dem Becken des Nonnensees bei Bergen. Schlicht: Sie war Teil der überseeisch gebliebenen Landschaft der Insel. 

Gelegen ist die Grawitz - nördlich der Kleinbahnstation Beuchow bei Putbus und des 19 Meter hohen Garvitzberges - in einer Niederung, die sich von Dolgemost  im Westen nach Viervitz im Osten erstreckt. Das wir die Garvitz heute kaum noch wahrnehmen, hat eigentlich recht einfache Gründe: Wenn es richtig ist, dass der Name Dolgemost mit "langer Brücke" gedeutet wird, dann - so eine alte Annahme - könnte über bzw. durch diese Wiesen- und Moorlandschaft einst ein Knüppeldamm als Art Brücke geführt haben. Diese war notwendig, um sie zu queren. Und während damals wohl ein Weg durch die Garvitz führte, sind alle Wege und Bahnstrecken dagegen rund um die Garvitz angelegt worden. 

Wer sie dennoch besuchen möchte, hat eigentlich nur noch zwei Möglichkeiten: So kommt man über den bereits erwähnten Garvitzberg nicht nur zu einer alten und längst nicht mehr genutzten Weidestallung (s. unten), sondern es bietet sich von der erwähnten Anhöhe auch ein sehr schöner Blick über diese einmalige Landschaft. Der Weg selbst ist dabei, selbst bei hohen Temperaturen in den Niederungen dunkel und durchfeuchtet... 

Eine klare Zuordnung der Landkarte in die Landschaft ist dabei mit Hilfe der Kirchtürme von Vilmnitz auf der einen und Bergen auf der anderen Seite möglich. Menschen verlaufen sich in diese abgelegene Gegend aber eher selten, was auch erklärt, weshalb man hier problemlos auf Wild, allen voran noch vielen Feldhasen (!) stößt. Auch die Kraniche haben, wie schnell zu erkennen ist, die Garvitz längst für sich entdeckt. 

Ein weiterer Vorstoß bietet sich über den etwa 14 Meter hohen Kapellenberg bei Zirkow. Heute eigentlich bekannt durch die an seinem Fuße bestehende Wassersportanlage, bietet sich von dem oberhalb des Berges angelegten Parkplatz eben auch ein recht guter Blick auf die Garvitz.

In der Mitte des 19. Jahrhunderts gab es Bestrebungen, 1845 u. a. durch die Fürstliche Kanzlei Putbus angezeigt, ab 1846 in der Garvitz einen neuen Hof zu errichten. Das Land dazu, immerhin 60 Pommersche Morgen, sollte für 18 Jahre verpachtet werden. Allerdings gab es keine den Vorstellungen der Kanzlei entsprechenden Gebote, so dass Ende 1845 das Areal der Garvitz geteilt und an Erbpächter überlassen werden sollte. Kurze Zeit später gab es dann erste Vorstellungen, durch die Abgrabung des Wasserstandes (Meloration), den Boden der Garvitz nutzbarer zu machen. 

Dabei rückte der Mühlenbach in den Blick. Da die Ableitung von Wasser bis dahin in nur unbedeutendem Maße über den Vierkengraben erfolgte, sollte der Mühlenbach also, der über Dalkvitz und Karow (damals noch "Carow" geschrieben) aus der Garvitz fließt, breiter und etwa 3 Fuß tiefer gemacht werden. Ziel war es Wiesen und Moore so zu entwässern, dass eine Wirkung bis hin nach Neklade, Krakow und Tilzow auf der einen Seite und  bis Zirkow, Viervitz, Posewald, Bierkenhof, Lonvitz und Pastitz auf der anderen Seite davon ausgeht und die Flächen als Acker nutzbar würden. 


Auch die Geografische Gesellschaft zu Greifswald begann sich um 1900 für das Gelände - dem "Zikower Ås", zu dem auch der Kapellenberg gehört, zu interessieren und beschrieb u. a. den schroffen Abfall "nach der Garvitz und dem Viervitzer Moor". Daneben beschäftigte sich der Rüganer Rudolf Baier etwa um die gleiche Zeit mit der Garvitz - allerdings aus historischer Sicht: Er bemerkte, dass der Waldbaum, die Buche, eben NICHT der ursprüngliche Waldbaum auf Rügen war - wie man heute in Bezug auf das UNSECO-Weltnaturerbe "Alte Buchenwälder Deutschlands" meinen könnte. Er begründete seine Ansicht mit den Funden in Torfmooren der Insel, wie in dem der Garvitz. Hier hatte man starke Eichen mit Wurzeln und Zweigen in Lagen zusammengedrängt entdeckt. Und die Eichen sind übrigens noch immer in dieser Landschaft prägend.     

Noch bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts blieb die Garvitz ein Wiesen- und Moorgebiet. Wie sich denken lässt, fanden sich hier eine Moorvegetation und eine Moorvogelwelt - u. a. mit Fettkraut und Wassernabel, Wasserschläuche, wie sie sonst nur im Pestmoor von Mölln-Medow vorkamen. Dies veranlasste die fürstliche Verwaltung im Schloß Putbus dazu, die Fläche selbst bereits 1931 als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Anzumerken ist an dieser Stelle, dass erst 1935 - also vier Jahre später - die amtlichen Belange des Naturschutzes im Reichsnaturschutzgesetz in Deutschland geregelt wurden.

Zur Zeit der DDR ändert sich dies: So wurde von der LPG "Vorwärts" Putbus ein Plan zur Errichtung eines Weidekombinats errichtet, für dessen Fläche die Grünlandflächen der Garvitz ausgewählt wurden. 

Durch due vorgenannte Entwicklung entstand die uns heute bekannte und vielen noch unbekannte Garvitz. Unten ein Kartenausschnitt dazu aus einer aktuellen Wanderkarte vom Verlag "Grünes Herz" zum Vergleich.

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