Massow. - Gelegen an der Stepenitz auf dem pommerschen Landrücken, etwa 55 Meter über dem Meer und mit nur einem Monumentalbau, seiner zentral am Rathaus gelegenen Kirche. Und eigentlich wäre auch dieser recht unnötig, wie schon der „alte Fritz“ befand. Als Kirchstein, der Präpositus, 1735 die Erneuerung des Holzaufbaus auf dem massiven Unterbau des Kirchturmes wünschte, meinte der preußische König Friedrich II., dass es unnötig sei, an diesem Ort ein so hohen Kirchturm zu haben, man solle einfach ein kräftiges Dach auf den Glockenstuhl setzen.
Was hatte man in ihrem Umfeld schon alles erleben müssen? Hungersnot (1624), Pest (1625), Feuerbrunst (1628), Plünderung durch die Schweden (1630), Schwarze Pocken (1765), Cholera (1835) sowie Flucht und Vertreibung (1945). - Doch wie heißt es schon in „Niegendwo ist Poenichen“? „Man wird vom Schicksal hart oder weich geklopft, es kommt auf das Material an!“ – Wohl wahr. Und eigen waren die Massower und ihr Massow schon immer. Eine Stadtanlage, die sich an die Erhebung anpasste, auf dem der Flecken einst angelegt wurde. So entstand der Stadtkreis von etwa 400 Metern Durchmesser.
Von Gollnow nach Stargard „rollt“ man direkt über die alte Heerstraße durch den alten Befestigungsring, vorbei an einem hohen runden Turm, dem sogenannten „Gefangenenturm“, später auch „Wilhelmsturm“ genannt. Mit seinem in Teilen noch vorhandenen Rundgang an der alten Anlage erinnert er vielleicht etwas an Barth. Hier wie dort hatte man die Stadt schließlich einst befestigt und mit eigenen Zugangstoren versehen, um draußen lauernde Gefahren abwehren zu können. Wie lange der Bau der Stadtmauer wohl dauerte? Wir wissen es nicht. Doch an Findlingen hat es wohl nicht gemangelt.
Die Siedler - Bauern, Handwerker und Kaufleute – waren einst im 12. und 13. Jahrhundert in ein weitgehend entvölkertes Land gerufen worden. Sie brachten Erfahrung und Wissen mit, stellten eigene Regeln auf und sicherten sich das Erbrecht an Grund und Boden sowie Steuerfreiheit in den ersten schweren Jahren der Besiedlung. 1227 soll Massow bereits eine deutsche Stadt gewesen sein, 1278 Magdeburger Recht durch Bischof Graf Hermann von Gleichen und 1286 auch lübisches Recht erhalten haben. Erst viel später hatte man schließlich die Wälle (1784) abgetragen, nachdem schon 1686 die Tore geschliffen wurden.
Doch woher kam der Name Massow? Natürlich denkt man bei diesem zuerst an die alte pommersche Adelsfamilie von Massow – aber, ob sie nun hier den Namen begründete? Möglich ist schließlich auch, dass sich die Familie nach dem Ort nannte. Wie dem auch sei: Massow wurde nach einem Verkauf an den Bischof Hermann von Cammin jedenfalls später im Jahre 1451 landesfürstlich und gehörte Bogislav IX. Doch da auch die pommerschen Herzöge immer Geld brauchten, wurde Massow an den Grafen Georg von Eberstein verpfändet. Und da der Pfand nicht eingelöst wurde, gab man ihm Massow zum Lehen.
Das „Landbuch für Pommern“ wusste auch Folgendes zu berichten: „Graf Wolf von Eberstein baute ein Schloß, mutmaßlich an der Stelle des einstigen Kastrums…“ Und so hatte man auch den Schloßberg umgegraben, in der Hoffnung, auf Hinweise zu diesem Schloss zu stoßen oder zu einem unterirdischen Gang, der einst Schloss und St. Marienkirche verbunden haben soll. Doch nichts! Ohnehin war das Verhältnis zwischen den Massowern und den Ebersteinern wohl angespannt. Das änderte sich auch nach der Beisetzung von Graf Wolfgang von Eberstein im Mittelschiff der Kirche kaum.
Und: Weiterhin blieb Massow Pfandobjekt. Allerdings darf bezweifelt werden, ob die Stadt ein gutes Pfandobjekt war, denn der Rat der Stadt soll sich gerne um jede Zahlung gedrückt haben. Man sollte daraus aber nicht schlussfolgern, dass die Massower, wenn sie immer wieder durch fremde Hände gereicht wurden, ein generelles Problem mit diesen gehabt hätten. Schließlich sei als Gegenbeispiel an ein Schwadron der Ansbach-Bayreuthschen Dragoner erinnert, die ein Jahrhundert hier ihre Garnison hatten. Die Verbindung zu ihnen war so eng, dass zur Bezähmung der Massower andere Soldaten kamen.
Überhaupt hatten die Massower ihren eigenen Kopf. Die Redewendung zur Stadt: „Dat was so, dat is so un dat bliwt so“ – Denn: Oftmals standen die Massower sich selbst im Weg, was auch dazu führte, dass sie gegenüber anderen Städten ins Hintertreffen kamen. Erst spät wurden Chausseen nach Gollnow (1863), nach Stargard (1865) und in Richtung der Kreisstadt Naugard (1878) gebaut – und das, obgleich Massow die 1. Chaussee von Stettin nach Ostpommern hätte haben können. So aber packten die Vermesser nach der Absteckung der Chaussee von Altdamm über Ihnazoll in Massow wieder alles zusammen…
Zur Ehrenrettung der Massower sei aber angemerkt, dass sie einst ihre Stadt mit so einer guten Stadtmauer (wie es gut auf dem Luftbild einer Postkarte von 1941 aus dem Verlag Emil Schlüter, Massow i. Pom., zu sehen ist) festigten, das diese eben nicht wie in anderen Städten zusammenbrach, als die Städte sich erweiterten. Als nun die Massower trotzdem die alte Mauer abbrechen wollten, hatten sie Pech: Just zu dieser Zeit gab es eine Regierung, die nun „das Alte bewahren“ wollte. So kann es sein!
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