Einer der ersten Streifzüge über die Insel galt Groß Stresow (plattdeutsch: Grot Stresow). Dabei wurde nicht nur auf die oberhalb des Ortes befindliche Landmarke, die "Preussensäule", aufmerksam gemacht, sondern auch das "Verräterhaus", welches sich innerhalb des Ortes befindet, in eine erste Betrachtung mit einbezogen.
Nach einigen Anfragen zu diesem nicht uninteressanten Bauwerk der Inselgeschichte, führte uns der Weg nun erneut nach Groß Stresow und damit zu dem besagten Nachbau des "Verräterhauses", das heute auch für Veranstaltungen genutzt wird. Dort fanden sich auch einige alte Schriftstücke. Sie erklären vor allem, wie es überhaupt zu der noch gebräuchlichen Bezeichnung des Bauwerkes kam...
Als 1715 der Soldatenkönig, Friedrich Wilhelm I., im Nordischen Krieg mit einem Heer in der Stresower Bucht anlandete, besiegte er die Schweden. Möglich war dies allerdings nur, weil der Stresower Johann (auch "Jochen" genannt) Meußling dafür gesorgt hatte, dass die vom Preußenkönig geführte Flotte bei Groß Stresow auch sicher anlanden konnte. Dazu hatte er - so die Überlieferung - ein weißes Laken auf dem Dach seines Hauses gespannt, welches den anlandenden Truppen die Navigation in die Bucht erleichtert haben soll. Über die Zeit nach der Anlandung und den Folgen gibt es dann verschiedene Überlieferungen,
Eine besagt, dass die Stresower mit Äxten und Heugabeln in das "Verräterhaus" (Die historische Abbildung oben findet sich in den Mönchguter Heimatmuseen) eingedrungen seien, um Meußling zur Verantwortung zu ziehen. Eine andere besagt, dass der Verräter sich selbst am Deckenbalken erhängte und dort von den Dorfbewohnern aufgefunden wurde. Eine weitere Überlieferung besagt, dass Johann Meußling für den Verrat eine Belohnung von Dänen erhalten hat. Diese Variante ist durchaus wahrscheinlich, wie auch die Möglichkeit, dass Meußling bereits zwischen dem 11. und 15. November in die Planung der Landung einbezogen wurde...
...Es wundert daher nicht, das Tat und Haus über Genrationen die Insel bewegten:
Anna Rink
Wie der Zufall es so will, gab es Nachfahren von Johann Meußling auf der Insel Rügen. Einer von ihnen berichtete, dass die Familie durch den Verrat bis in die Gegenwart litt. Der Name war auf der Insel "verbrannt". Die Familie soll übrigens nach dieser Quelle zunächst die Insel in Richtung Dänemark verlassen haben, später aber wieder nach Rügen - zurückgekehrt sein. Das "Verräterhaus" selbst, wurde gemieden und - so sagt man es jedenfalls - ungern bezogen. Ende der 60er Jahre wurde es auch in Folge von Unwettern stark mitgenommen und schließlich abgetragen.
Der heute bekannte Nachbau des "Verräterhauses" ist übrigens im Zuge der Wiederaufstellung der Preußensäule von Groß Stresow, die im November 1991 abgetragen und 300 Jahre nach der Landung - im Jahre 2015 - wieder aufgestellt werden konnte, neu errichtet bzw. nachgebaut worden. Heute dient es der Dorfgemeinschaft Groß Stresow und ihren Gästen. Direkt vor dem "Verräterhaus" wacht heute übrigens noch der alte "Soldatenkönig", der einst die Preußensäule krönte - Die heutige Preußensäule ziert dagegen eine Kopie des Standbildes.
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