Weichdächer gab es bis vor etwa 250 Jahren noch viele auf der Insel Rügen. Aus Kostengründen fand das Decken mit Rohr und Stroh damals noch eine weite Verbreitung - nicht nur bei dem klassischen "Rookhüs", die das Foto aus Gingst zeigt. In diesem Zusammenhang sei aber auch an die Kehrseiten der günstigen Eindeckung verwiesen, denn: Der "Feuerteufel" hatte dadurch leichtes Spiel. In Gingst gab es gleich zwei große Brandkatastrophen in den letzten zweihundert Jahren: Die eine war im Jahre 1826, die andere am 25. August des Jahres 1950...
Feuerbrünste gab es übrigens auch in Bergen, einem der zentralen Orte des Muttlands. Neben dem Baumaterial waren dafür aber auch die enge Bebauung verantwortlich: So in den Jahren 1690, 1715 und 1726. In Anbetracht der Katastrophen wurden durch die schwedische Regierung entsprechende Verordnungen zur Feuersicherheit erlassen. So wurde dazu aufgefordert Feuerstellen und Schornsteine alljährlich zu besichtigen. Ferner waren ab 1722 innerhalb eines halben Jahres Strohdächer in den Städten - damals Bergen und Garz - zu beseitigen, während nun alle Scheunen bis zur nächsten Ernte außerhalb dieser zu errichten seien. Auch waren Mittel zur Feuerbekämpfung, wie Eimer, Spritzen oder Leitern vorzuhalten.
Die Umsetzung der Verordnung ließ allerdings, trotz Androhung von Strafen, auf sich warten. Auch in Bergen wurden diese eher schleppend umgesetzt. Aktenkundig wurde beispielsweise eine Beschwerde aus dem Jahr 1740, die sich gegen ein Magistratsmitglied wandte, dessen Scheune noch immer innerhalb der Stadt mit Stroh gedeckt war. Offensichtlich kein Einzelfall! In einer "Feuerverordnung für die Stadt Bergen vom 14. Juni 1779" lesen wir denn auch:
"Alle Strohdächer, so viel deren annoch etwa vorhanden seyn möchten, sollten sondersamst sub poena demolitionis abgenommen und in Steindächer verwandelt werden, nicht weniger sollen auch den Verordnungen gemäß alle Scheunen aus der Stadt weggeschaffet werden."
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