Eine der kleinen "Schwestern" der Insel Rügen soll heute das Ziel unseres Streifzuges sein: Ummanz. Dazu muss man gleich mehrere Dinge anführen, denn die Insel im Westen ist gegen die offene See durch die langgestreckte Insel Hiddensee im Norden und Süden geschützt. Ihr Besitz steht auch im engen Zusammenhang mit der Kirche St. Marien von Waase, dem eigentlichen Ziel unserer Expedition...
Ummanz, oder wie man es 1240 schrieb - "Vmanz"- bzw. 1340 "Omanze", befand sich in früheren Zeiten meist in einer Hand. Es wurde mehrfach verpfändet: 1319 an den Stralsunder Bürger Johannes Hagemann oder später auch an den Stralsunder Bürger Johannes Wesent und den Ritter von Zuhme. Besitzer von Ummanz sowie der Insel Urkvitz war jedoch ab 1341 das der Stadt Stralsund unterstellte Heilig-Geist-Spital. Waase war dabei über lange Zeit das einzige Dorf der Insel. Es befindet sich an der Stelle, wo eine Brücke seit 1901 den schmalen Meeresarm überspannt, der die Inseln Ummanz und Rügen trennt.
Heute geht man davon aus, dass der Ort im Mittelalter entstanden ist. Festgemacht wird dies u.a. an der Kirche, die aber bereits vor 1322 errichtet worden sein soll. Sie ist für Besucher der Insel nicht zu verfehlen, da sie sich unmittelbar an der Stelle befindet, wo die vorgenannte Brücke die Insel erreicht. Zentral erhebt sie sich seit Jahrhunderten über die Häuser des Dorfes und ist schon aus der Ferne zu sehen.
Chor, Sakristei und die Westwand des Schiffes wurden mit Backsteinen errichtet. Sie gründen ihr Mauerwerk auf behauene Findlinge, die aufsteigende Feuchtigkeit verhindern sollten. Die Längswände des Schiffes bestehen dagegen aus einem Fachwerk aus Eichenholz, dessen Fachungen mit Backsteinen ausgemauert wurden. Wer das Innere über das Mittelschiff betritt, ist zunächst erstaunt, denn hier befindet sich eine schlichte flache Bretterdecke, die auf unverkleideten Holzbalken aufliegt. Sie passt in ihrer Ausführung durchaus zu der einfachen Gewölbemalerei des 15. Jahrhunderts. Dahinter spannt sich ein weiter Bogen, an den sich ein Kreuzrippengewölbe anschließt. Am Ende ist durch die Bogen aber bereits die eigentliche Besonderheit erkennbar: Der Schnitzaltar zu Waase.
Dieser Altarschrein ist einst (1901) in den Berliner Werkstätten der Königlichen Gemäldegalerie restauriert worden - später (1934 und 1992/93) erneut - und anschließend wieder - wie aus den Unterlagen hervorgeht - in der Kirche von Waase aufgestellt worden, wo er seit 1618 seinen Platz haben soll. Verkauft worden soll ihn damals die Stralsunder St. Nikolaikirche haben. Und wer genauer hinschaut, erkennt auch, dass der Altarschrein in hoher Kunstfertigkeit ausgeführt wurde. Ob er holländischer Herkunft ist? Darüber lässt sich wohl streiten. Denkbar ist beides: Eine Fertigung in Antwerpen oder er wurde - im späten Mittelalter - von einem holländischen Meister in Stralsund erschaffen...
Heute ist er unabhängig davon eine Besonderheit. Allerdings muss man dazu in anmerken, dass vor der Reformation diese Art gotischer Altarschreine in allen pommerschen Kirchen zu finden waren. In den oberen Abteilungen des Schreins ist die Lebensgeschichte Christi, die Kreuzigung und die Grablegng des Heilands dargestellt. Dagegen ist in den drei unteren Abteilungen die Geschichte des heiligen Thomas von Canterbury zur Darstellung gekommen. Dieser - Thomas Becket - war einst von Rittern, die im Dienste Heinrich des II. standen, erschlagen worden und wurde so zum Märthyrer und Schutzheiligen Englands. Auch die Flügel, die u.a. das letzte Abendmahl, die Gefangennahme Christi, die Auferstehung Christi und die Ausgießung des heiligen Geistes zeigen, sind sehenswert.
Der Altar von Waase gilt noch heute als eines der wertvollsten Werke, die die Holzschnitzkunst im späteren Mittelalter hervorgebracht hat. Dies ist auch gut an der letztgenannten Darstellung zum heiligen Thomas erkennbar, bei welcher die Haltung und die Gebärden der Handelnden mit Meisterschaft geschnitzt wurden.
Da Sweder von Dörpen der Stralsunder St. Nikolaikirche eine Vicarie des heiligen Thomas und dazu einen Altar stiftete, wurde vermutet, dass es sich - bedingt durch den Bezug des Waaser Altars auf den heiligen Thomas - um eine Stiftung Sweder von Döpens handelte.
Zu den Ausstattungen der Waaser Kirche gehört u.a.die Kanzel von 1572 - an der Südwand des Chores, die ebenfalls aus Eichenholz gefertigt wurde und trägt den so zu übersetzenden Spruch "Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Weg" - der Triumphkruzifix - der um 1500 entstand - und die Westempore auf der die Orgel thront. Letztere wurde 1924 von der Frankfurter Werkstatt Sauer hergestellt und 1992 originalgetreu restauriert.
Die Waaser Kirche mit ihrem Friedhof und Glockenstuhl, sowie die ehemalige Küsterei, das Pfarrhaus, die Scheune und der Pferdestall bilden heute eine unter Denkmalschutz stehende Gruppe von Bauwerken in Waase. Ein Besuch (der in der Woche zwischen 11.00 und 14.30 Uhr - außer am Montag - möglich ist) empfielt sich auch außerhalb der Urlaubssaison, wenn die Kraniche wieder auf und um Ummanz rasten und man diese - beispielsweise bei Tankow - beobachten kann. Zudem kann man neben der Kirche (zwischen 10.00 und 17.00 Uhr) auch Ummanz-Keramik erwerben.
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