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Die Kirche von Gustow liegt auf einer leichten Erhöhung an der Ortsdurchfahrt

Seit eine neue Schnellstraße Samtens mit der Hansestadt Stralsund verbindet, hat auch die alte Bäderstraße für viele Rüganer und ihre Gäste an Bedeutung verloren. Hier, zwischen Poseritz und Altefähr, liegt jedoch Gustow, dass das Ziel unseres heutigen Streifzuges über die Insel ist.

Gustow befand sich zunächst im Besitz des Rügenfürsten Witzlaw III. - wechselte dann aber gleich mehrfach den Besitzer. Zu diesen zählte u.a. bis in das 18. Jahrhundert hinein die Familie von der Osten (auf Plüggentin), die Familie von Hochwächter und ab 1815 die Familie Stuth. In die Zeit der Familie Stuth fällt auch die Errichtung des zweigeschossigen Gutshauses Gustow. Es war ursprünglich Mittelpunkt eines Gutshofes, der als offener Hof - rechter Hand bei der Ankunft aus Richtung Stralsund - angelegt war. Begrenzt durch drei barocke Tore befanden sich zu beiden Seiten dieses Hofes massive Wirtschaftsgebäude mit Krüppelwalmdächern und Fledermausgauben.

Das Gusthaus von Gustow erstrahlt schon fast im alten Glanz

Zentral und damit mittig gelegen: Das bereits erwähnte Gutshaus. Heute geht man davon aus, dass es um 1850 errichtet wurde. Wie viele Gutshäuser der Insel wurde es ab 1945, als Wohnraum knapp wurde, vor allem zur Unterbringung von Familien genutzt. In diesen letzten Jahrzehnten ist viel vom ursprünglichen Glanz des Hauses verloren gegangen. Der zeitweise Leerstand war dem Haus außerdem abträglich. Um so schöner ist es zu sehen, dass das Gutshaus und seine Fassade wieder ursprüngich hergerichtet werden, so dass der Tudorstil wieder zum Tragen kommt. Von weitem betrachtet, erinnert das Haus bereits wieder an Abbildungen auf alten Postkarten.

Erinnerung an die Toten des ersten Weltkrieges

Nur einen Steinwurf entfernt befindet sich das Kriegerdenkmal, das an die Gefallenen des ersten Weltkrieges erinnert. Kurz dahinter ist auch der Zugang zum Friedhof und zur Kirche. Beide befinden sich auf einer leichten Erhebung seitlich der Durchgangsstraße. Leider haben wir - was den Zutritt zur Kirche angeht - dieses Mal Pech gehabt. Die Tür ist verschlossen.

Der Zugang zur Kirche, bei unserem Besuch leider versperrt

Und so bleibt auch nur eine äußere Betrachtung dieses zum Ende des 13. Jahrhunderts begonnenen Baus. Wie viele der Kirchenbauten dieser Zeit, wurde auch hier auf ein Fundament aus Findlingen gesetzt. Dann schichtete man den Backstein auf. Heute geht man davon aus, dass ursprünglich der Bau eines dreischiffigen Langhauses geplant war. Doch nach einer Unterbrechung der Arbeiten schloß man dann das Chordach mit einem Giebel ab und erweiterte das Langahaus auch nur noch einschiffig.

Abseits der üblichen Pfade wirkt die Insel - hier die Rückseite der Kirche - sehr ursprünglich


Vom Inneren können wir heute also nichts berichten, obgleich der Altar, die Kanzel (von 1784), der Taufengel (von 1768), die Orgel (von 1860) und die Triumphkreuzgruppe sicher sehenswert gewesen wären. Letztere sollte bei einem späteren Zugang in jedem Fall Beachtung finden, handelt es sich dabei doch um ein Zeugnis aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, dass neben Jesus am Kreuz auch Maria und Johannes zeigt.
Giebel der Gustower Kirche

So aber wendet sich unser Blick dem Umfeld der Kirche und damit dem Friedhof zu. Hier steht noch eine der auf Rügen errichteten Mordwangen. Sie ist ein etwa 2,60 Meter hoher und etwa 60 Zentimeter breiter Zeitzeuge, der sich nordöstlich der Kirche befindet und gut - von der Durchgangsstraße aus - zu sehen ist. Natürlich hat dieser Stein dabei seine ganz eigene Geschichte:

Laut dem Rügener Heimatforscher Prof. Dr. Alfred Haas sollen hier drei angezechte Bauern aus Stralsund gekommen und miteinander in Streit geraten sein - so stark, dass dieser wohl sogar in Tätlichkeiten mündete. Als Pastor Thomas Nörenberg diesen nun zu schlichten versuchte, ist er dabei offensichtlich niedergestochen worden. Ob es auch um die Entrichtung von Abgaben ging, wissen wir leider nicht...

Die Mordwange von Gustow

Wenn man Prof. Dr. Alfred Haas folgt, dann fiel der Zeitpunkt des Mordes auf einen Donnerstag - den 19. September des Jahres 1510. Abgeleitet hat er diesen von der vorgenannten Mordwange selbst. Der Heimatforscher beschreibt im Jahre 1938 die Gustower Kalkstein-Stele so: „Auf der Vorderseite ist der Gekreuzigte eingemeißelt, dessen Lendentuch von 2 Engeln gehalten wird. Links daneben kniet die Gestalt eines Geistlichen, der die Hände zum Gebet erhoben hat; in seinem Haupt steckt das todbringende Schwert. Zur Rechten ist ein Wappen mit einer Hausmarke und ein Kelch dargestellt..."

Ein letzter Blick auf die Kirche

Vielleicht ist der Besuch von Gustow auch eine kleine Anregung der alten Bäderstraße und den Orten an dieser wieder mehr Beachtung zu schenken. Und: Für Einheimische und Gäste bieten sich gerade abseits der "ausgetretenen" und bekannten Pfade viele Entdeckungen an und zeigen auf, wie reich unsere Insel Rügen an Geschichte und Besonderheiten ist.



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