Full width home advertisement

Post Page Advertisement [Top]

Zwischen Anklam und Jarmen - unweit von Grüttow - an der ehemalige Fernverkehrsstraße F 110 - heute Bundesstraße 110 - erntete schon zu DDR-Zeiten ein Stein fragende Blicke. Hinweise, was es mit diesem Stein, in dem u. a. ein großes Kreuz sowie ein wendisches Horn sich im Profil abzeichneten, auf sich hat, waren damals allerdings nur schwer zu finden. Heute hat man dort eine Tafel angebracht, die zumindest auf eine alte Volkssage aufmerksam macht.

Der Sage nach handelt es sich dabei um einen Gedenkstein, der an den von Heiden erschlagenen ersten christlichen Pommernherzog Wartislaw erinnern soll. So sehr die eine Seite das Interesse schon lange Zeit weckte, so unbekannt war auch vielen die andere Seite des Steines, die die Darstellung einer menschlichen Figur umriss. Sie erinnert unweigerlich an weitere bekannte heidnische Darstellungen, wie sie wendischen Steinbilder, die beispielsweise noch in den Kirchenmauern von Altenkirchen und Bergen auf Rügen zu finden sind. Der Wartislawstein selbst, wird übrigens vielfach als das älteste pommersche Denkmal bezeichnet. 

Rückblende: Wartislaw I. (1124-1136) war ein Fürst, der das pommersche Herzogshaus und die sogenannte "Dynastie der Greifen" begründete. Er förderte früh das Christentum in Pommern. Wurde die erste Missionsreise Otto von Bambergs noch im Auftrag des polnischen Herzogs. Bolesław III. Schiefmund in den gerade 1121/1122 eroberten und bis dahin unabhängigen Gebieten durchgeführt, so erfolgte die zweite Missionsreise nach dem Ruf von Wartislaw I. im Jahre 1128. Von den Dänen bedroht, nahm Wartslaw I. 1130 zunächst die polnische Lehnshoheit an. Allerdings betrachtete der polnische Herzog Bolesław III. Schiefmund mit Argwohn, dass Wartislaw immer weiter erstarkte und sich schließlich auch aus seinen Abhängigkeiten löste. 1135 musste der polnische Herzog schließlich anerkennen, dass Wartislaw I. Lehnsmann des Heiligen Römischen Reiches war. 

Urkundlich beglaubigt ist für das darauf folgende Jahr (1136) eine Überlieferung, nach der Wartislaw I. in meuchelmörderischer Weise erschlagen wurde - so hieß es: "ubi princeps Wartizlaus interfectus occubuit". Nach dem Mord erklärte man Wartislaw zum Märtyrer. Um seiner zu Gedenken sollen dessen Söhne später auch eine Kirche errichtet haben, die wohl 1153 ihre Weihung erhielt. So erklärt sich auch, dass unweit des Steins das erste pommersche Kloster Stolpe - direkt an der Peene - begründet wurde. Ratibor I., der Bruder Wartislaws, bewidmete es bei der Stiftung mit dem gleichnamigen Dorf Stolpe, den Einkünften des Kruges und eines Zolls aus Märkten und von Schiffen. Weitere finanzielle Quellen waren u. a. die Einnahmen des Zehnten, einer Abgabe aus mehreren Dörfern, sowie weiteren Zuwendungen durch die pommerschen Herzöge Bogislaw I. und Kasimir I. Von dem einstigen Kloster kann man noch die Gewölbe der Kirche St. Johannes besichtigen.   

Neben diesem Bezug zwischen dem Wartislawstein und dem Ort Stolpe gibt es weitere Verbindungen: So soll es sich bei dem Wartislawstein nicht nur um einen Bild- bzw. Mordstein sondern auch um einen Grenzstein gehandelt haben. Er soll die Nahtstelle zwischen den Besitzungen des bereits erwähnten Klosters Stolpe und denen des Landesherren bezeichnen. Allerdings gibt es in diesem Zusammenhang auch Aussagen, nach welchen der Stein mehrfach versetzt worden sei.

Heute erinnert nicht nur die Bezeichnung des Steins an den Begründer des pommerschen Herzoghauses. In Stolpe wurde 1893 auch die Wartislaw-Gedächtniskirche nach den Plänen des Architekten Theodor Prüfer errichtet. Auf einer der Gedenktafeln heißt es zu Wartislaw I. der Ältere - auch "der Bekenner" genannt:

„Der erste christliche Pommernherzog Wartislaw I. wurde um seines Glaubens willen
ermordet zu Stolpe an der Peene 1136“

Über dem Eingang befindet sich zudem auch ein Relief. Es zeigt, wie Jesus Christus zu seiner Linken Wartislaw I. seine Hand auf das Haupt legt, während seine rechte Hand ausgestreckt auf das Modell der Wartislaw-Gedächtniskirche zeigt, die durch den heilig gesprochenen Bischof Otto von Bamberg, den "Apostel der Pommern" gehalten wird. 

Vielleicht sind die Zeilen ja eine kleine Anregung auch diese nicht unbedeutenden Orte der pommerschen Geschichte einmal aufzusuchen. 






Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Bottom Ad [Post Page]