Unmittelbar an der Niederung zum Kleinen Jasmunder Bodden liegt der frühere Weiler und spätere Gutshof Dumsevitz. Er ist das heutige Ziel eines kleinen Streifzuges über die Insel. Schon der Rügensche Heimatforscher Prof. Dr. Alfred Haas wandte sich im Jahre 1930 diesem Flecken zu, der zu jener Zeit gerade von einer verheerenden Feuersbrunst heimgesucht worden war.
Dumsevitz? Ja, diesen Namen gibt es gleich zwei Mal auf unserer Insel - einmal nennen wir so einen Ort bei Garz, aber genauso bezeichnet er auch den von uns besuchten Ort bei Bergen. - Und: Wie schon der Name selbst vermuten lässt, ist der Ort noch vor 1168 entstanden und trägt eine slawische Bezeichnung, die - wie so vielfach - eine beschreibende Bedeutung der geografischen Lage in sich trägt. Dumsevitz, später auch Dumcitz oder Dunecitz (1300), Dunecitze (1314), Dönsitze (1318), Donecitz (1320) - später auch Duntzitz, Dunzevitz oder Dumblevitz - heißt soviel wie "am Wasser gelegen".
Soweit bekannt ist, war Dumsevitz ursprünglich im Besitz des einheimischen Fürstenhauses der Ranen, aus deren Linie sowohl Jaromar I. als auch Witzlaw I. hervorgebracht wurden und von denen auch die Nebenlinie der Familie zu Putbus abstammte. Überliefert wurde, dass Witzlaw II. nebst seinen Söhnen Witzlaw (III.) und Sambor am 25. Februar 1300 den Bewohnern von Dumsevitz und Zirzevitz das Erbe der zu den vorgenannten Dörfern gehörenden 16 Hakenhufen übertrug, die gemeinschaftliche Wiese teilte und die Abgabenverhältnisse regelte.
So finden in der Folge als neue Eigentümer nacheinander pommersche Adelsfamilie - wie die Familie von Vitzen - Erwähnung. Auch die reich begüterte Familie von Bonow hält dabei einen Anteil von Dumsevitz in ihrem Besitz. Allerdings kommt zum Ende des 15. Jahrhunderts das Kloster Bergen in den Besitz des Gutes. Heute lässt sich jedoch kaum noch feststellen, wann und wie dies genau geschah. Dokumentiert ist dagegen, dass im Jahre 1525 die pommerschen Herzöge diesen Besitz des Klosters an Dumsevitz noch einmal bestätigten.
Mit der Zeit der Reformation wurden jedoch dann alle Klostergüter - so auch Dumsevitz - eingezogen und so zu Domanialgüter. Sie gingen also in den Besitz der Landesherren, der pommerschen Herzöge, über. Die Verwaltung dieser eingezogenen Güter erfolgte dann über das in Bergen eingerichtete Domanialamt. Auf dem Hofe zu Dumsevitz wohnten bis in die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts eine Familie von der Höebe und deren Nachkommen. Ab 1829 wurde das Gut dann auch an bürgerliche Pächter vergeben.
Doch zurück zu den Grundeigentümern: In alten Unterlagen ist zu lesen, dass 1627 auch die pommerschen Herzöge, wegen einer offenen Geldforderungen dazu übergegangen waren, die Güter Dumsevitz und Klein-Zittvitz dem fürstlichen Rentmeister Joachim von Schiele zur Nutznießung und als Unterpfand für 30 Jahre zu überlassen. So kam es, dass mit dem Tod von Schieles sein Schwiegersohn Christoph von der Lancken zum Pfandinhaber wurde. Als nun auch dieser 1651 starb, wandte sich seine Witwe Anna Magarethe, geborene von Schiele und Tochter des Joachim von Schiele, an die schwedische Regierung mit der Bitte sie gegen die Gläubiger ihres Mannes und Vaters zu schützen - denn: Dumsevitz war ihr Witwensitz.
Wie der Rügener Heimatforscher Prof. Dr. Alfred Haas dazu ausführt, hat ihr Sohn, Major Bogislaw Christoph von der Lancken schließlich 1680 die Güter Dumsevitz und Siggermow an Gottfried Kathen, den Altermann der Stralsunder Kramerkompagnie, verpfändet. Das Gut Dumsevitz soll, wie es 1716 aktenkundig geworden ist, mindestens bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht wieder eingelöst gewesen sein. Eher unbekannt dürfte dagegen sein, dass nach dem Tode des letzten pommerschen Herzogs die schwedische Reductionskommission (die Schweden waren ja nun Landesherren geworden) sich Ende des 17. Jahrhunderts daran machte, alle ehemaligen Domanialgüter ausfindig zu machen und wieder einzuziehen. So wurde 1708 durch Wackenroder festgestellt:
"Dumsevitz wird possediret von Kathen Erben in Stralsund; jetzt reduciret."
Wie ferner aus alten Zeitungen zu entnehmen war, gehörte das Gut Dumsevitz um die Wende zum 20. Jahrhundert dem Rittergutbesitzer R. Tiburtius. Dieser verkaufte es 1902 für 295.000 Mark an den Landwirt Herrn Stuth, dem Sohn des Gutspächters Stuth auf Groß Kubbelkow.
1919 gab es übrigens bereits erste Versuche, der Stadt Bergen die Gutsbezirke Reischvitz mit Willihof, Neklade, Kaiseritz, Prißvitz mit Strüssendorf, Siggermow und Gademow sowie Dumsevitz einzugemeinden.
Später kam es zu dem eingangs erwähnten verheerenden Brand des Jahres 1930. Auch hier ist einiges überliefert: Wie heute bekannt ist, sind dabei fünf Gebäude - ein Jungviehstall, ein Kuhstall, ein Pferdestall sowie zwei große Scheunen - und "28 Stück Vieh" den Flammen zum Opfer gefallen. Im Anschluss gab es dazu natürlich auch eine Vielzahl von Gerüchten. So wurde u. a. berichtetet, dass das Rittergut Dumsevitz, dessen Besitzer die Familie von Hermann Stuth war und welches durch das Feuer heimgesucht wurde, an eine Siedlungsgesellschaft zum Zwecke der Aufsiedlung verkauft werden sollte. Allerdings erwies sich dieses Gerücht schon bald als falsch und der Wiederaufbau wurde angegangen. So wurde das im 19. Jahrhundert errichtete Herrenhaus, das als einziges von dem Unglück verschont worden war, wieder durch weitere Gebäude ergänzt.
Wer heute Dumsevitz besucht, wird vor allem feststellen, dass der Zustand des Gutshauses, welches einst den Flecken bestimmte, arg mitgenommen ist. Währenddessen hat sich der Ort durch die Aufsiedlung des Bodens im direkten Umfeld vollständig verändert. Anzumerken ist jedoch, dass auch heute noch die örtliche Landwirtschaft in Dumsevitz zu Hause ist. Als der "Rügener Badejunge" noch auf der Insel hergestellt wurde, waren immerhin 1,8 Mio. Liter Milch durch etwa 200 Milchkühe aus Dumsevitz beigesteuert worden. Aber das ist wieder eine andere Geschichte...
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