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Heute, als der Winter noch einmal zurück kam, führte uns der neue Streifzug über die Insel durch das Gremminer Holz - wie diese Waldung noch durch Johann Jakob Grümbke bezeichnet wurde - oder den sogenannten "Gremminer Busch". Dieser einstige Teil der ehemaligen Putbusser Forsten befindet sich südwestlich von Putbus und verfügt gleich über einige Hügelgräber, Wüstungen und ein Naturdenkmal.

Direkt in der Ortslage Kasnevitz, gegenüber vom Abzweig in Richtung Kransevitz starten wir unsere Wanderung. Sie führt uns zunächst auf dem ausgeschilderten Wanderweg in Richtung der Alten Wassermühle und des Wreecher Sees. Dabei halten wir uns rechts. Der Waldweg ist allerdings wetterbedingt sehr aufgeweicht, weshalb sich an solchen Tagen gutes Schuhwerk empfiehlt - auch weil der etwa 2 Kilometer lange Weg bis zur ersten Kreuzung sehr ausgefahren ist und sich nun das Wasser in den Spuren sammelt. An der Kreuzung kann man die Wanderung rund um den Wreecher See anschließen lassen (s. Steifzug - Link). Wir nehmen jedoch den linken Weg in Richtung Zehnmorgen und Putbus.

Der sich nun anschließende Weg, der uns zunächst an einem Holzgatter vorbeiführt, ist zu Anfang gut ausgebaut mit einem Kopfsteinpflaster. Er geht nach etwa 350 Metern direkt an der Wüstung Zehnmorgen vorbei. Sie ist nicht zu verfehlen, da sie sich an der der Stelle befindet, wo der Weg einen Knick nach rechts macht. Am Knickpunkt - links davon - kann man schon die ehemalige Siedlung leicht am Baumbewuchs ausmachen, zumal sich dort auch noch Reste von Maschendrahtzaun befinden. Etwas hinter der vom Kopfsteinpflasterweg nach links auslaufenden Baumreihe kann man auch noch die Fundamente der Bebauung sehen.

Die Bezeichnung "Zehnmorgen" im "Gremminer Walde" soll - lt. einem Beitrag von H. Müller in der "Rügenschen Heimat" vom Mai 1926 - seinen Namen von der Größe der Besitzung abgeleitet haben, die sich zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Beitrages als Privateigentum innerhalb der Fürstlich Putbusschen Besitzung befunden haben soll. Ob dem so war, ist nicht ganz sicher, denn es gibt Angaben wonach das Ackerland nur eine Größe von einem ¾ Pommerschen Morgen betragen haben soll.

Der Einzelhof könnte ursprünglich vielleicht aus einer Waldwärterstelle im 18. Jahrhundert entstanden sein. Im Jahre 1844 ist von zwei Häusern und 12, drei Jahre später von 19 Bewohnern die Rede. Als Besitzer sind u. a. im 19. Jahrhundert die Namen des Häuslers Johann Christian Matthusen und später Lutge Averhoff bekannt. Zehnmorgen umfasste neben der Wohnbebauung einen Hof und Garten sowie Ackerland. Anfang des 20. Jahrhunderts wohnte hier der Rentier Kasten. Die Siedlung Zehnmorgen ist wahrscheinlich zur Zeit der DDR eingegangen, was sich aber nicht genau nachvollziehen lässt. 

Wir setzen den Weg in Richtung Putbus fort und entscheiden uns bei einer Weggabelung links, wodurch wir nach etwas über tausend Metern die alte Stralsunder Landstraße bei Putbus erreichen. Nun halten wir uns in Richtung Kasnevitz. Seitlich lassen wir Hügelgräber liegen, sie werden nicht die einzigen sein, die wir heute sehen. Unser Weg geht hinter dem direkt an der Straße befindlichen Haus am Feldrand entlang. 

Zwischen zwei Hochsitzen die am Waldsaum zu sehen sind, nutzen wir wieder einen Waldweg. Seitlich entdecken wir einen alten Stein, der mit den Zahlen "17" und "18" beschlagen ist. Wie alte Unterlagen vermuten lassen, könnte es sich dabei um Steine handeln, die den entsprechenden "Hau" abgegrenzt haben. Diese "Haue" hatten einst wie ein Netz den Wald überspannt. So wurde u. a. in der "Stralsundischen Zeitung" der Verkauf von Holz regelmäßig zum Jahreswechsel angekündigt. Am 19. Januar 1851 wurde dieser übrigens auch im Putbusser Revier, Gremmin, Hau Nr. 14, angezeigt. Dabei war beispielsweise von starkem Schleet und Strauchholz im Haufen, worunter auch starke Eschen-Schleete fielen, die Rede. Da der Verkauf in bar und an Ort und Stelle erfolgte, bedurfte es einer Orientierung. Eine ähnliche Markierung ist uns bereits durch die "Jagen-Steine" in der Stubnitz bekannt, die ebenfalls ein Netz an den Knotenpunkten markierten.

Wir setzen den Weg fort und laufen geradewegs Richtung Süden. So erreichen wir nach etwa 600 Metern Neu Gremmin. Zur Orientierung kann uns vielleicht eine Eiche dienen, die auch als Naturdenkmal eingetragen und markiert ist. Auf einer alten Karte ist hier ein Forsthaus vermerkt. Rechter Hand von der Eiche geht ein Weg nach Alt Gremmin. An dieser Stelle ist etwas zur Geschichte Gremmins anzumerken:

Über die Bedeutung des Ortes streiten sich die Geister und es gab schon vor über einhundert Jahren recht unterschiedliche Interpretationen. Anzunehmen ist, dass die Bezeichnung in ihrem Ursprung von den Ranen stammt und so, wie wir wissen, eine örtliche Beschreibung ist. 1318 wird der Flecken als "Grummyn" mit 7 ½ Hakenhufen Acker vermerkt (Anm.: 1536 wird auch von "Grymmin" gesprochen). Seinen Besitz teilten sich die Familien von Normann und von Putbus. Doch zum Ende des 16. Jahrhunderts war der Ort bereits ganz in den Besitz des Hauses Putbus übergegangen. Die zwei Höfe wurden allerdings im 17. Jahrhundert zur Wüstung. 


Um 1800 war dann eine Bauernstelle Alt-Gremmin und eine Büdnerstelle Neu-Gremmin eingerichtet worden, wie in alten Unterlagen vermerkt ist. 1808 - so erfahren wir es auch aus der "Stralsundischen Zeitung" - gab es einen "Cossaten Möller zu Gremmin". Dieser war, wie sich später aus der gleichen Zeitung entnehmen lässt Pachtbauer und hieß Johann Christian Möller. Der Hof mit Wohnhaus nebst Scheune, Bienenschauer und Befriedungen wurde in den 1830er Jahren an Johann Joachim Rothbarth aus Krakvitz verkauft.

Aus dem Jahre 1843 erfahren wir auch, dass der Bauernhof von Alt-Gremmin 6 Bewohner und die Büdnerstelle in Neu Gremmin 10 Bewohner hatte. Heute ist das alles kaum noch vorstellbar. Wer den Weg nach Alt Gremmin am Abzweig bei der alten Eiche nimmt, erreicht bereits nach etwa 300 Metern die alte Siedlung. Hier lassen sich auch noch Reste entdecken. Der Eingangsbereich des Hauses ist noch durch eine Treppenstufe auszumachen und auch der Keller und das Feldsteinfundament zeichnen sich deutlich ab. 


Kaum zu glauben, aber wahr: Mir diesem Ort, der heute als Wüstung brach liegt, verbanden sich über Generationen auch viele Erinnerungen - denn: Die Bauernstelle wurde später zur "Waldschenke Gremmin" und war ein beliebtes Ausflugsziel. Allerdings ging es hier auch bisweilen hitzig zur Sache! So wissen wir, dass 1904 sogar die Ordnungsmacht anrücken musste, weil es zu einer Auseinandersetzung zwischen dem "Förster K. in G." und einem Maler (Anm.: ...dessen Schwägerin war beim Förster als Dienstmädchen angestellt) kam. Ob die ganze Sache auch ein gerichtliches Nachspiel hatte, wissen wir zwar nicht, aber das damals von Anklagen sowohl wegen Körperverletzung als auch Hausfriedensbruch sowie einer Bedrohung mit einer Waffe die Rede war. Der Fall, der Eingang in die Berichterstattung des "Stralsunder Tageblattes" fand, kommt allerdings in Bezug auf die Beteiligten noch zur Aufklärung. Um wen es sich bei dem Förster handelte? Im gleichen Jahr wird die Verlobung vom Förster Erich Kipke vom Forsthaus Gremmin mit Marie Mansand angezeigt. Auch erfahren wir aus dieser Zeitung, dass sich noch Nachwuchs einstellen sollte. Allerdings ist das junge Glück dann auch durch ein Unglück vier Jahre später belastet. Am 17. Februar 1908 wurde nämlich das Forsthaus Gremmin durch ein Feuer zerstört. Allerdings konnte der Förster, als er erwachte noch unter Lebensgefahr seine Kinder hinaustragen. Von dem zum Teil wertvollen Mobiliar soll jedoch viel zerstört worden sein...


Dies ist bereits ein kleiner Anstoß, was sich hier so im "Gremminer Busch" ereignete. Neben handfesten Auseinandersetzungen, Knochenbrüchen auf dem Weg nach oder von Gremmin - wie es beispielsweise dem Kasnevitzer Schlächtermeister Malte Schröder erging - oder Sucheinsätzen nach Vermissten mit einem Polizeihund waren auch viele schöne Ereignisse mit Gremmin verbunden: Vereine und Schulkassen pilgerten regelmäßig nach Gremmin. Sie kamen aus Putbus, Bergen, Garz oder sogar Stralsund. Und die Erinnerungen an die "alten Zeiten" taten in der Folge auch ihr übriges. So trafen sich die ehemaligen Schüler des Putbusser Pädagogiums (Anm.: "Pädschen") zu ihrer Begrüßungsfeier 1920 in der Waldschenke Gremmin und gründeten im Anschluß die "Vereinigung alter Putbusser" mit dem Vorsitzenden Generaloberarzt Dr. Richter und seinem Stellvertreter, dem Rittmeister a. D. von Esbeck-Platen aus Haidhof. - Auch überliefert ist, dass der Landwirt Speer zu jener Zeit das Gasthaus gepachtet hatte... 

Zurück auf dem Hauptweg setzen wir unsere Wanderung in Richtung Kasnevitz fort. Hier finden sich kurz vor der Ortslage auf der linken Seite noch mehrere Hügelgräber. Zu den Zeitzeugen der Bronzezeit ist anzumerken, dass einige auch schon geöffnet wurden. Die dort gefundenen Gegenstände wurden vom Museum Stralsund archiviert.

Das war ein kleiner Streifzug durch das Gremminer Holz oder - wie wir zu sagen pflegen - den "Gremminer Busch", der vorbei am Grütz-Berg wieder in Kasnevitz endet. Vieles ließe sich sicher noch ergänzen, zu den Wasserläufen oder zu den neueren Entwicklungen im Forst. Aber das wäre vielleicht einen weiteren Streifzug wert...


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